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zu “Außenkontakte”

“Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, kauft die gelegene Zeit aus!”
(Kolosser 4,5)

Auch in diesem Abschnitt wiederholt unser Kritiker vor allem schon weiter oben gemachte Vorwürfe. Es wird daher auch hier zu gewissen Wiederholungen kommen.

Auch unter Nichtchristen ist es so, daß sich mit jeder neuen Bekanntschaft, mit dem Hineinwachsen in einen neuen Freundeskreis auch das “Kommunikationsverhalten” eines Menschen ändert. Durch das Kennenlernen neuer Freunde bestimmen neue Themen die Gesprächsinhalte eines Menschen. Um wieviel mehr prägt die Begegnung mit Gott einen Menschen. Auch die ersten Christen bekannten:

“Es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.” (Apostelgeschichte 4,20)

Das Reich Gottes, die Nachfolge Jesu wird das bestimmende Thema unseres Lebens. Belanglosigkeiten wie Briefmarken oder Fußballspiele sind dann einfach kein Gesprächsthema mehr. Einem Nichtchristen, für den Gott nicht den Mittelpunkt des Lebens bildet, mag es verdächtig sein, daß “das religiöse Element einen alles bestimmenden Platz im Leben und Denken gewinnt.” Aber was sonst kennzeichnet den Christen, wenn nicht das Bemühen, sein ganzes Leben und Denken von Christus bestimmen zu lassen?

Diese zentrale Position Gottes in unserem Leben heißt aber nicht, daß es keine anderen Gesprächsthemen für uns gibt. Wir sind keine apolitischen, kulturlosen und wissenschaftsfremden Menschen. Aber wir sehen alles auf der Basis des Glaubens und auf Christus hingeordnet.

Die uns unterstellte Taktik, “in der Anwerbephase der Familie des potentiellen Mitglieds ein günstiges Bild von sich zu vermitteln”, danach aber die “bisherigen Kontakte zu Menschen außerhalb der Sekte auf ein Minimum zurückzuschrauben bzw. gänzlich abzubrechen”, liegt nicht vor. Wir haben nichts zu verbergen. Jeder, der uns wirklich kennenlernen will, hat von vornherein die Möglichkeit, mit uns zusammen zu sein und uns kennenzulernen, so wie wir sind. Unsere Gäste haben die Möglichkeit, unser Gemeinschaftsleben von innen kennenzulernen. Wir wollen kein religiöses Theater spielen, sondern jeden von vornherein so weit wie möglich an unserem Leben Anteil haben lassen (vgl. 1. Thess 2,8). Wir wollen niemandem ein falsches Bild über uns vermitteln, weder günstiger noch ungünstiger. Wir verkündigen nicht uns selbst, sondern Jesus (2. Kor 4,5). Jeder kann prüfen, wie weit unser Leben der Forderung Jesu entspricht.

Auch Familienmitglieder haben die Möglichkeit, sich unser Leben genau anzuschauen. Es ist auch schon vorgekommen, daß Eltern ihren Kinder in die Gemeinde gefolgt sind, weil sie nicht von Vorurteilen geprägt waren, sondern das Wirken Gottes an ihren Kindern und auch in der Gemeinde erfahren haben. Sie haben erkannt, daß die Veränderung an ihren Kindern nicht ein Produkt psychologischer Manipulation war, sondern das Werk Gottes.

Leider sind die Fälle, daß auch Familienangehörige den Weg der Nachfolge eingeschlagen haben, nur Ausnahmen. Durch die unterschiedlichen Lebensziele wird die verbindende Basis immer kleiner und der Kontakt zur Familie schwächer. Das ist aber nicht das Ergebnis raffinierter Manipulation sondern eine natürliche Entwicklung. Überdies entspricht das auch ganz den Worten Jesu:

“Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und äcker unter Verfolgungen und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben.” (Markus 10,29-30)

Die von Herrn Kluge angeführte Stelle aus 2. Kor 6,14-18 trifft dieses Problem nicht. Wie schon oben (zu “Äußere Lebensform”) erwähnt, geht es in 2. Kor 6 nur um die Unmöglichkeit geistlicher Gemeinschaft zwischen Gläubigen und Ungläubigen.

Zum Vorwurf, daß wir die Praxis Jesu, mit Sündern Mahlgemeinschaft zu haben, nicht beachten:

Jesus ist allen nachgegangen, hat Sünder gerufen, hatte mit ihnen Tischgemeinschaft. Aber Jesus hat nie an ihren Sünden teilgenommen. Wo Jesus war, war immer Gott im Mittelpunkt. Er hat Gottes Liebe zu denen gebracht, die von den Pharisäern abgeschrieben worden waren. Das Reich Gottes war im Zentrum seines Lebens und Tuns und all seiner Gespräche. Viele Sünder ergriffen diese ihnen von Jesus geschenkte Möglichkeit und kehrten um. Doch hat Jesus nie die Sünden der Menschen durch seine Gegenwart bestätigt. Oder meint Herr Kluge etwa, daß Jesus mit den Menschen – auf die heutige Zeit übertragen – über Fußball und Autorennen diskutiert hätte, sich mit ihnen ins Kino gesetzt hätte und vielleicht zu deren Zoten still gelächelt hätte? Wo die Menschen anderes im Kopf hatten als Gott, fehlte auch Jesus die Gesprächsbasis.

“Denn Johannes kam zu euch im Weg der Gerechtigkeit, und ihr glaubtet ihm nicht; die Zöllner aber und die Huren glaubten ihm; euch aber, als ihr es saht, gereute es auch danach nicht, um ihm zu glauben.” (Matthäus 21,32)

Die Sünder haben Johannes, und später noch viel mehr Jesus, geglaubt. Das war die Basis für die weitere Gemeinschaft.

“Ein Christ, der sich nach dem Kontakt mit der Holic-Gruppe nicht bekehrt, ist für sie eigentlich noch schlimmer als ein Atheist, der die Botschaft so noch nicht vernommen hat.” lautet ein weiterer Vorwurf.

Dazu kurz:

1. Jemand, der schon Christ geworden ist, braucht sich nicht mehr zu bekehren. Wir haben noch nie einen Christen zur Bekehrung aufgefordert. Wie schon wiederholt ausgeführt, freuen wir uns über jeden Christen, den Gott zu uns führt.

2. Ein Scheinchrist, der die Bekehrung zu Gott (nicht zu einer nicht existenten “Holic-Gruppe”) verweigert, hat sich dadurch in eine schlimmere Situation gebracht, als jeder, der die Botschaft noch nicht gehört hat (egal ob Atheist oder religiös). Wer sich dem Ruf Gottes verweigert, verhärtet sich gegen Gott, und es wird für ihn viel schwerer sein, auf einen weiteren Ruf Gottes zu hören als für jemanden, der noch nichts gehört hat.

3. Wir bekennen aber mit Paulus, daß jeder Mensch Gott erkennen kann und daß es deswegen keinen Atheisten guten Glaubens geben kann.

“… weil das von Gott erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen geoffenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien …” (Römer 1,19-20)

Wir müssen daher auch bei Atheisten leider voraussetzen, daß sie schon schwerwiegende Entscheidungen gegen Gott getroffen haben, was uns aber nicht daran hindert, auch um Atheisten zu kämpfen.

Die hier zitierte Kritik setzt auch voraus, daß wir uns um Atheisten bemühen, was zeigt, daß Herrn Kluges Feststellung, daß eine “Mission unter Atheisten unbekannt” sei, nicht der Wirklichkeit entspricht.

Es ist interessant, daß “den Sektenmitgliedern” ein Lob gezollt wird, das Herr Kluge nur wenigen seiner römisch-katholischen Glaubensbrüder zubilligen würde, wenn er schreibt: “Wahrscheinlich würden Sektenmitglieder eher eine Antwort verweigern, als sich mit einer Lüge aus der Affäre zu ziehen.”

Wer an die Wahrheit glaubt, lebt auch in ihr.

Zur Kritik an mangelnden “Sozialen Aktivitäten nach außen”: Es ist richtig, daß wir unsere Aufgabe nicht in sozialen Aktivitäten sehen, aber nicht deswegen, weil wir diese Aktivitäten als grundsätzlich falsch sehen. Etliche unserer Geschwister gehen in ihrem Beruf “sozialen Aktivitäten” nach. Darüber hinaus sind wir uns der starken sozialen Ungerechtigkeit in vielen Teilen der Welt und der großen materiellen Not vieler Menschen durchaus bewußt und unterstützen daher einige Hilfsorganisationen. Doch die Hauptaufgabe eines Christen ist eine andere. Jesus hat seine Jünger nicht zur Beseitigung sozialer Mißstände ausgesandt, sondern um das Evangelium zu verkünden. Der Kampf gegen die materielle Not ist eine wichtige Aufgabe. Der Kampf gegen die geistliche Not ist noch dringlicher. Einerseits deswegen, weil ein Leben ohne Gott Konsequenzen nicht nur in diesem irdischen Leben hat, sondern den Menschen auch für alle Ewigkeit von der Quelle ewigen Glücks trennt. Andererseits ist gerade die Sünde der Menschen vielfach die Ursache für soziale Ungerechtigkeit. Ein Christ unterdrückt seine Mitmenschen nicht und beutet sie auch nicht aus. Mission ist somit auch indirekt eine Beseitigung von Unrecht. Das Teilen und der einfache Lebensstil der Christen werden zu einem Modell für ihre Umgebung. Am Leben der Gemeinde soll sichtbar werden, wie es überall sein könnte, wenn alle Gott folgten.

Ganz entschieden lehnen wir aber den Grundsatz ab, den wir im Handbuch einer römisch-katholischen Unterorganisation gefunden haben: “Es darf keine materielle Hilfe geleistet werden, auch nicht im kleinsten Ausmaß. Erfahrungsgemäß müssen wir darauf hinweisen, daß auch alte Kleidung unter diese Bestimmung fällt.” (Das offizielle Handbuch der Legion Mariens, deutsche Ausgabe, Wien 1962, S. 303)

Erfreulicherweise gibt es in den Ländern, in denen wir Geschwister kennen, doch eine gewisse soziale Absicherung (auch wenn manche Politiker oft gerade sogenannter christlicher, in Wahrheit jedoch kapitalistischer, Parteien – eifrig an deren Demontage arbeiten). So stellt sich die Dringlichkeit sozialer Hilfe in geringerem Ausmaß als in biblischer Zeit. Bei unserer geringen Zahl könnten wir auch bei voller Konzentration auf soziale Tätigkeiten viele Probleme nicht lösen. Gerade weil wir nur wenige sind, ist es umso notwendiger, uns voll auf die missionarische Tätigkeit zu konzentrieren. Das materielle Brot können auch ethisch hochstehende Nichtchristen weitergeben. Das Brot des Lebens hat Jesus aber den Jüngern zur Weitergabe anvertraut. Das zu tun sind wir eifrig bestrebt, was uns ja auch unser Kritiker unter dem Stichwort “großer Missionierungsdrang” zugesteht.

Zu den Kleinbussen: Gemeinschaftsleben und Mission sind im Mittelpunkt unseres Lebens. Das erfordert auch, daß wir häufig unterwegs sind. Im Lauf der Zeit hat sich gezeigt, daß das am effektivsten mit Kleinbussen, in denen man auch kurzfristig wohnen kann, möglich ist. Die Finanzierung dieser Busse erfolgt ausschließlich durch eigene Mittel, ohne jegliche staatliche oder sonstige Unterstützung. Da wir weder eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft noch irgendein anderer Verein sind (es auch nicht sein wollen), genießen wir auch keinerlei Steuervorteile. Daß wir uns die Busse, deren Innenausstattung zwar zweckmäßig aber nicht “respektabel” ist, trotzdem leisten können, ist ein Ergebnis des Teilens. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Ansicht, daß die Gütergemeinschaft zur Not führt, ist es doch nur logisch, daß bei einem einfachen Lebensstil und beim Teilen aller Güter etwas Geld für die Anschaffung gemeinsam zu nutzender Werte bleibt.

zu “Äußere Lebensform”

“Alle Gläubiggewordenen aber waren zusammen und hatten alles gemeinsam.” (Apostelgeschichte 2,44)

In diesem Kapitel von Herrn Kluges Schrift werden mehr oder weniger bereits bekannte Vorwürfe wiederholt, was an deren Unrichtigkeit aber nichts ändert.

Das Leben in Wohngemeinschaften hat sich, wie auch schon eingangs (2.) erwähnt, vor allem auch daraus ergeben, daß viele von uns schon allein studien- oder berufsbedingt nicht an ihrem angestammten Wohnsitz wohnen. Überdies bietet dieser Lebensstil zweifellos Vorteile für das Gemeinschaftsleben. Ein einziger größerer Haushalt erfordert aufs Ganze gesehen weniger Aufwand (sowohl zeitlich als auch finanziell) als mehrere Kleinhaushalte. So können wir uns nicht nur am Abend treffen, sondern auch den Tag mit gemeinsamem Gebet beginnen.

Ebenso ist auch das Treffen mit Geschwistern aus anderen Städten und Ländern für alle befruchtend und aufbauend. Das gemeinsame Gespräch über Gottes Wort und eigene Erfahrungen hilft uns, sowohl Gott als auch einander besser kennen zu lernen. Das gemeinsame Erleben der Natur vertieft auch unsere Beziehung zum Schöpfer.

Es gibt niemanden, der andere zu gemeinsamen Spaziergängen einteilt. Wir sind mündige Menschen ohne Bevormundung “von oben”.

Wenn Herr Kluge uns vorwirft, daß wir mißbilligen, daß sich Ehepaare in der “Gruppe” abkapseln, zäumt er das Pferd von hinten auf. Wer sich aus freiem Willen der Gemeinschaft angeschlossen hat, will sich ja nicht abkapseln. Das betrifft auch gläubige Ehepaare. Vielleicht kann man das Verhältnis zwischen Gemeinde und einer Familie mit dem Verhältnis zwischen einer Groß- und einer Kleinfamilie vergleichen, wie es in früheren Jahrhunderten üblich war. Die “Kernfamilie” war in eine größere Familie mit Großeltern, Onkeln, Tanten etc. integriert. So ist auch in der Gemeinde die Familie in die Gemeinde wie in eine Großfamilie integriert. Dieses Leben verlangt natürlich eine Überwindung des Egoismus und ist nur auf der Grundlage absoluter Freiwilligkeit möglich.

Unser Kritiker bestätigt, daß “die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander sehr intensiv und von großer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit geprägt” sind, bezweifelt aber im selben Satz, ob es “echte persönliche Beziehungen” gibt, erklärt aber nicht, wie beide Aussagen, die einander widersprechen, zu vereinbaren sind.

Was immer er unter “echten persönlichen Beziehungen” verstehen mag, dieses intensive Gemeinschaftsbewußtsein, die große Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit unter Menschen verschiedenster Herkunft und sozialer Schichten zeigt doch, daß hier Gott am Werk ist.

Über welche Gruppen, die Herr Kluge als christliche Gemeinden anerkennt, würde er solche Aussagen wagen?

Dem wiederholten Vorwurf des Abbruchs der Beziehungen zum bisherigen sozialen Umfeld entgegnen wir, daß wir zwischen Gemeinschaft im Glauben und sonstigen Beziehungen unterscheiden. 2. Kor 6,14ff spricht von der Unmöglichkeit geistlicher Gemeinschaft mit Ungläubigen, bedeutet aber nicht den Abbruch aller Beziehungen zum bisherigen sozialen Umfeld. Jeder von uns lebt in vielfältigen Beziehungen zur “Außenwelt”. Der Abbruch der Beziehungen zu Eltern und Familie wird von vornherein nicht angestrebt. Vielfach macht das intolerante Verhalten der Familie jede Beziehung unmöglich. Aber es ist klar, daß die Änderung der Prioritäten auch zu einer Schwerpunktveränderung in den Beziehungen führt. Ein grundsätzlicher Abbruch aller Beziehungen, wie er wenigstens in der Vergangenheit von manchen katholischen Orden gefordert wurde, ist nicht unser Ziel und wird abgelehnt.

Nicht die “Einschränkung der Außenkommunikation” führt zur Intensivierung der “Binnenkommunikation”, sondern das Setzen geistlicher Prioritäten, das Erleben der Gemeinschaft mit Geschwistern führt zur Einschränkung oberflächlicher “Außenbeziehungen”. Dabei bemühen wir uns, unsere bisherigen, auf einer oberflächlichen Basis gegründeten Beziehungen auf einen festen Grund zu stellen. Zwischenmenschliche Beziehungen können nur dann tief sein, wenn Gott im Mittelpunkt steht. Nur so können wir einander auch in unseren Problemen helfen.

Wir bemühen uns, wie Herr Kluge richtig anmerkt, um einen einfachen Lebensstil, er beurteilt das in der abschließenden Beurteilung auch positiv. Im Gegensatz zu manchen katholischen Bewegungen (wie z. B. Franz von Assisi) sehen wir die Armut nicht als Selbstzweck.

“Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.” (1. Timotheus 6,8-10)

“Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” (Matthäus 6,24)

“Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht durchgraben und stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein!” (Mattäus 6,19-21)

Da unser Schatz im Himmel ist, stehen nicht die irdischen Dinge im Mittelpunkt. Wir wollen die materiellen Gaben mit Dankbarkeit in einem bescheidenen Leben nützen. Die Armut ist nicht das Lebensziel, aber neben dem großen Schatz, den Jesus uns geschenkt hat, verlieren die irdischen Güter an Bedeutung.

Wir wollen nicht irgendwelchen menschlichen Modediktaten gehorchen, sondern Gott, der uns mit den “Kleidern des Heils” bekleidet hat (Jes 61,10).

Wir verfügen über keine geheimen Geldquellen, sondern leben von unserer Arbeit. Durch die Gütergemeinschaft und den einfachen Lebensstil bleibt uns auch Geld für manche größere Anschaffungen, wie die für unsere Treffen notwendigen Kleinbusse. Wenn sich für Herrn Kluge “manche Fragen stellen”, so haben wir nichts zu verbergen. Solche Fragen sind aber eher an die katholische “Kirche” und deren Geschichte zu stellen.

Wir freuen uns über die Natur, über die Schönheiten, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Die als “extrem lang” bezeichneten Wanderungen dauern üblicherweise etwas über drei Stunden, ausnahmsweise auch vier bis fünf Stunden (wenn es ein besonders sehenswertes Wanderziel gibt). Geschwister, denen das zu anstrengend ist, gehen eine kürzere Route. Viele von uns müssen in ihrem Beruf viel sitzen oder sind Studenten. Da tut ein körperlicher Ausgleich, der zugleich mit Gespräch und geistlichem Austausch verbunden ist, gut.

Zur Ablehnung von Festen wurde schon ausführlich Stellung genommen. Der Vergleich mit den von Formalismus geprägten Zeugen Jehovas ist unangebracht.

Der Vorwurf, daß wir unsere eigene Lebensweise als den Willen Gottes proklamieren und verlangen, daß jeder diese Form übernimmt, geht vom falschen Ansatzpunkt aus. Die Ausgangsfrage ist immer die nach dem Willen Gottes. Davon ausgehend gestalten wir unser Leben. Da wir in der Bibel aber kein 1:1 übertragbares Lebensmodell finden, haben wir für unsere konkrete Lebensgestaltung auch die Erfordernisse, die uns von unseren Lebensumständen vorgegeben sind, einzubeziehen, und den Weg zu finden, der am besten zur Auferbauung aller dient.

zu “Gottesdienste”

“Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist: Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.” (Hebräer 13,15)

Unser ganzes Leben ist Gottesdienst:

“Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.” (Römer 12,1)

Deswegen wollen wir keine rituellen Handlungen durchführen, sondern Gottes Wirken in all unserem Handeln sichtbar werden lassen.

Das Heil ist uns durch Jesus geschenkt, deswegen kennen wir keine Zeichen (Sakramente), die uns das Heil vermitteln.

Jesus hat die Taufe angeordnet (Mt 28,19). Sie ist das Zeichen der Umkehr (Apg 2,38), des Todes des alten Menschen und des Beginns eines neues Lebens in Christus (Röm 6,3-11). Die magische Fehldeutung der Taufe, die die Form ohne Inhalt bereits als heilsvermittelnd betrachtet, macht es notwendig, daß wir betonen, daß nicht die Taufe das Heil vermittelt, sondern allein der Glaube, für den die Taufe ein Zeichen ist.

Wenn die Bibel manchmal nur von der Taufe spricht, wenn sie das Christwerden meint, so ist mit der äußeren Form vor allem der Inhalt gemeint.

Es gibt nur eine Taufe (Eph 4,5). Wir sind keine Wiedertäufer. Wenn ein ungläubiger “Priester”, “Pastor” etc. ein Kind ungläubiger Eltern in der Gegenwart ungläubiger Paten und sonstiger Verwandter mit Wasser begießt und die Worte Jesu aus Mt 28 zitiert, ist das keine Taufe, sondern ein leerer Ritus.

Wir lehnen es aber strikt ab, Geschwister, die schon Christen waren, zu taufen, da wir ihr bisheriges Christsein nicht in Frage stellen.

Genauso wenig wie Paulus den Apollos getauft hat (Apg 18,24-28), taufen wir die Geschwister, die wir schon als Christen kennenlernen.

Wir halten, wie Herr Kluge korrekt anmerkt, die Säuglingstaufe dann für möglich, wenn das Kind gläubige Eltern hat, die eine christliche Erziehung sicherstellen. Eine Taufe von Kindern aus einer christlichen Familie im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter schließen wir definitiv aus. In einer christlichen Familie lernt das Kind den Weg Jesu von klein auf kennen und macht im positiven Fall immer wieder Schritte in die richtige Richtung. Es gibt für ein Kind von Christen nicht die große Stunde der Bekehrung, sondern viele kleine Entscheidungen für Gott. Ein Kind von Christen ist von Anfang an in die Gemeinde der Glaubenden hineingenommen und lernt in der Gemeinde das Christentum kennen.

Die Geschichte verschiedenster Täufergruppen hat gezeigt, daß der Schritt, Kinder gläubiger Eltern erst als Jugendliche oder junge Erwachsene zu taufen ein in den ersten beiden Jahrhunderten unbekannter Brauch -, auch kein Schutz vor Verweltlichung ist. Der einzige Schutz besteht in der beständigen Sorge um die Reinheit der Gemeinde, wozu auch die Bereitschaft gehört, im negativen Fall den Unglauben der eigenen Kinder zu sehen und zu akzeptieren, daß sie nicht als Christen leben wollen.

Die Form der Taufe (Besprengen oder Untertauchen) ist nebensächlich. Wichtig ist einzig der Wille des Täuflings, Jesus nachzufolgen.

Das Herrenmahl ist die Feier unserer Erlösung. Deswegen halten wir an der urchristlichen Praxis fest, daß nur die teilnehmen dürfen, die die Erlösung angenommen haben, also alle Christen. Herrn Kluges Ausdrucksweise “nur vollkommen entschiedene Mitglieder” ist ein Unsinn. Entweder ist man Christ, oder man ist es nicht.

Wir lehnen das katholische Eucharistieverständnis (Opfercharakter und Transsubstantiation) genauso ab wie das symbolische Verständnis von Zwinglianern und zahlreichen Freikirchen. Auch die calvinistische Redeweise von der geistlichen Gegenwart ist unzureichend, da Jesus ohnehin immer geistlich gegenwärtig ist. Wir halten daran fest, daß Jesus in Brot und Wein leiblich gegenwärtig ist, ohne daß das Brot sein Wesen verwandelt.

Herrn Kluges Ortung von “Desinteresse an theologischen Fragen, die nicht Lebenspraxis oder Gemeindeaufbau berühren” zum Trotz setzen wir uns mit dem Abendmahl immer wieder auseinander und zwar intensiver als er meint. Außerdem ist es verfehlt, das Herrenmahl nur als “theologische Frage” zu behandeln. Es hat doch auch mit der Lebenspraxis zu tun.

“über den näheren Ritus ist nichts bekannt.” Wir wollen auch keinen Ritus haben. Der einzige Fixpunkt bei der Feier des Herrenmahls ist die Erinnerung an das Werk Jesu durch das Lesen der Einsetzungsworte.

Auch den angesprochenen “Ritus” des Sündenbekennens gibt es nicht. Sündenbekenntnisse können in verschiedener Form stattfinden, im Zweiergespräch und auch im größeren Kreis. Das Sündenbekenntnis ist ein klares Gebot Gottes (Jak 5,16). Gerade durch das Bekenntnis hilft Gott uns auch, von Sünden wirklich frei zu werden.

“Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Erbarmen finden.” (Sprüche 28,13)

Bereits die Didache (Ende des 1. Jahrhunderts) bezeugt die Praxis des Sündenbekennens vor der Gemeinde:

“In der Versammlung sollst du deine Fehltritte bekennen, und du sollst nicht hintreten zum Gebete mit einem schlechten Gewissen. Dies ist der Weg des Lebens.” (Did 4,14)

Die katholische Praxis der Ohrenbeichte hingegen ist eine Entwicklung des Mittelalters.

Wir kennen auch keine Bevollmächtigten zur Sündenvergebung (wie bei den Katholiken den Priester). Jedem, der seine Sünden bereut und bekennt, vergibt Gott ohne besonderen menschlichen Vermittler.

Die täglichen Treffen sind für uns gewiß der Hauptpunkt des Tagesablaufs. Aber sie sind nicht unsere eigentlichen Gottesdienste. Gottesdienst ist unser ganzes Leben. Unser Verhalten am Arbeitsplatz oder in der Schule muß genauso Gottes würdig sein wie unser Zusammensein mit den Brüdern.

Unsere Treffen dienen dem Aufbau des Leibes Christi. Daher muß jedes Glied auch die Möglichkeit haben, sich einzubringen.

In allem soll Gott gelobt werden, auch in unserem Singen. Wir wollen dabei nicht die künstlerischen Erwartungen unserer Kritiker zufrieden stellen, haben daher auch keinen Chor, der sich durch künstlerisch mehr oder weniger hochwertige Aufführungen selbst verwirklichen will, sondern wir wollen gemeinsam unseren Schöpfer und Erlöser verherrlichen.

Wir beten zu Gott sowohl in Gemeinschaft als auch allein. Unser Wunsch ist es, ständig in der Gemeinschaft mit Gott zu leben, immerdar zu beten. Das Gebet kann nicht auf bestimmte Gebetszeiten reduziert werden. Gott ist ständig bei uns und im Gebet können wir unser ganzes Leben vor ihn bringen. Die persönliche Beziehung zu Gott drückt sich im persönlichen Gebet aus. Die Verleumdung, daß wir privates Gebet als Abspaltung von der Gemeinschaft mißbilligen, wird durch mehrfache Wiederholung in Gerald Kluges Abhandlung auch nicht wahr. In der neuesten Version seiner Schrift schränkt Gerald Kluge allerdings ein, daß für den Fall, daß jemand in der Schule oder am Arbeitsplatz von der Gemeinde getrennt sei, privates Gebet schon gestattet sei.

Gemeinsames und persönliches Gebet sind kein Gegensatz, sondern ergänzen einander.

Jesus kam nicht, um eine neue “bessere” Gebetsformel einzuführen. Deswegen sehen wir die Worte des “Vater Unsers” als Hinführung zu den Anliegen, die unser Gebet nach Jesu Willen bestimmen sollen. Gottes Reich, Gottes Wille soll uns über alles gehen. Nicht die exakte Wiederholung der Worte war das Anliegen Jesu, sondern er wollte uns zeigen, worum es uns in unseren Gebeten gehen soll.

Zu den Feiertagen wurde schon weiter oben (zu “Gemeindebild” c) tägliches Treffen) Stellung genommen.

zu “Innere Struktur”

“… Einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder.” (Matthäus 23,8b)

Über die brüderliche Struktur einer biblischen Gemeinde wurde bereits geschrieben. Es gibt keinen fix abgegrenzten Kreis älterer Geschwister, durch die der Heilige Geist spricht. Den Heiligen Geist haben alle.

“Ihr jedoch habt Salbung vom Heiligen und seid alle Wissende.” (1. Johannes 2,20)

Jeder ist herausgefordert, sich mit allen seinen Gaben und Kräften einzubringen. Die Führung durch Gottes Geist ist weder durch hierarchische noch durch demokratische Strukturen gegeben. Es kommt darauf an, das Richtige zu erkennen und zu tun. Auch wenn es vielleicht am Anfang nur wenige sind, die etwas als richtig erkennen, so ist dies doch für alle nachvollziehbar und erkennbar. Es geht nicht um blinden Gehorsam, sondern um das Tun des als richtig Erkannten.

Der Ausdruck “entschiedener Christ” wird von uns nicht verwendet, stammt vielmehr aus einer halbherzigen protestantischen Erweckungsbewegung. Es kann keinen “unentschiedenen” Christen geben.

Wir sehen die Einheit als großen und auch erreichbaren Wert, nicht als Utopie. Deswegen sind Uneinigkeiten immer eine große Herausforderung für uns, die wir nicht einfach ad acta legen können.

Daß “kleine Zweifel” zum “Verstoßen des Unbotmäßigen” führen können, ist ein verleumderischer Vorwurf. Gemeindeausschluß ist nur für Irrlehren und grobes sittliches Fehlverhalten möglich, in diesen Fällen aber auch vom Wort Gottes geboten.

Relativ korrekt hat Herr Kluge unseren Umgang mit Geld beschrieben. Nur ist die Freiwilligkeit der Gütergemeinschaft nicht die subjektive Erfahrung eines manipulierten Opfers sondern objektive Wirklichkeit, die ihre Grundlage in der Liebe hat. Gerade daß das Teilen ohne feste Strukturen funktioniert, zeigt doch, daß jeder gerne und von Herzen gibt.

Exkurs: Moon is not the Son!

Anmerkungen zu Steven Hassan, Ausbruch aus dem Bann der Sekten

Da Herr Kluge sich auf Hassans Buch beruft, seien einige Anmerkungen zu diesem Buch und insbesondere seiner Beschreibung der “Bewußtseinskontrolle” gestattet.

Der Verfasser war selbst Mitglied der allgemein als “Mun-Sekte” bekannten “Vereinigungskirche”, kommt nach mehreren Jahren wieder heraus und warnt seither vor dieser und ähnlichen Sekten und dürfte von diesem Geschäft auch ganz gut leben (Nach seinen eigenen Angaben [S. 241-242] bewegten sich die Honorare für Ausstiegsberater in den USA in den 80er Jahren zwischen 250 und 1000 Dollar pro Tag. Die Kosten für eine normale Intervention berechnete er mit durchschnittlich 2000–5000 Dollar).

Er kommt aus jüdischer Tradition, von einer Hinwendung zum Christentum ist nichts bekannt. Er beschäftigt sich nur mit der psychologischen Problematik. Die Lehrinhalte sind für ihn irrelevant. Das ist für die Beurteilung einer religiösen Gruppierung sicher problematisch, da ja gerade die Lehre der wesentliche Punkt der Beurteilung ist, ob eine Gruppe auf der Basis des NT steht oder nicht.

Es ist begrüßenswert, daß dem Autor die Freiheit der Menschen von jeglicher Manipulation ein großes Anliegen ist. Diesem Anliegen können wir nur voll beipflichten. Wir lehnen jegliche Form von psychologischer Manipulation, sei es durch Hypnose oder auch durch Gruppendynamik, ab. Durch Psychologie kann man jemanden vielleicht an eine Sekte binden. Die Gemeinde Gottes hätte durch Psychologie keinen Bestand.

Wir teilen jedoch nicht Hassans Menschenbild, dem gemäß ein Mensch sich fast nicht gegen die Manipulationen von Verführern wehren könne. Wir glauben, daß Gott den Menschen so geschaffen hat, daß er nicht hilflos in die Fänge eines Verführers gerät.

Jesus sagt: “Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.” (Johannes 18,37b)

Deshalb braucht ein wahrheitsliebender Mensch sich nicht vor Verführern gleich welcher Herkunft zu fürchten, so lange er auf der Suche nach der Wahrheit ist.

Auch wir hatten mitunter Kontakt zu Mitgliedern der “Vereinigungskirche”. Im offenen Gespräch mit uns ging es immer um die Lehre. Einer klaren biblischen Argumentation konnten sie letztlich nichts entgegensetzen. Sie haben es nicht sonderlich mit psychologischen Tricks versucht. Wahrscheinlich sahen sie, daß diese bei Menschen, denen es um die Wahrheit geht, nicht wirken.

Hassans Buch mag, was die Methoden der “Vereinigungskirche” betrifft, sehr lehrreich sein. Herr Kluge zieht aber, vermutlich wider besseres Wissen, dieses Buch zur Beurteilung einer christlichen Gemeinde heran und unterstellt uns verleumderisch, mit den selben Methoden zu arbeiten. Es geht aber bereits aus seiner eigenen Schrift hervor, daß wenigstens in einigen entscheidenden Punkten der Vergleich mit den Anhängern Muns absolut unzutreffend ist.

Hassan schreibt (S. 68): “Da alle totalitären Sekten glauben, daß der Zweck die Mittel heiligt, meinen sie, über dem Gesetz zu stehen. Solange sie überzeugt sind, daß das, was sie tun richtig und gerecht ist, haben viele von ihnen keinerlei Skrupel, ihre Ziele durch Lügen, Diebstahl, Betrug und unethische Praktiken der geistigen Manipulation zu erreichen. Sie treten die Freiheitsrechte der Menschen, die sie anwerben, mit Füßen. Sie machen arglose Menschen zu Sklaven.”

Uns sind derartige Praktiken nur bei unseren Gegnern aus den etablierten Kirchen begegnet. Wenn irgend jemand unter uns derartige Praktiken auch nur vorschlagen würde, hätte er keinen Platz mehr in der Gemeinde.

Der Grundsatz “Der Zweck heiligt die Mittel” ist im absoluten Widerspruch zur Bibel:

“Und sollen wir nicht – wie uns verleumderisch nachgesagt und uns von gewissen Leuten in den Mund gelegt wird – das Böse tun, damit das Gute komme? Die so reden, trifft mit Recht das Gericht.” (Römer 3,8)

Was die Lügen betrifft, so gesteht uns auch Herr Kluge zu:

“Trotz dieses Feindbildes ist aber nicht zu erwarten, daß man von ihnen direkt betrogen wird. Wahrscheinlich würden Sektenmitglieder eher eine Antwort verweigern, als sich mit einer Lüge aus der Affäre zu ziehen.”

Aus Apostelgeschichte 5,1-11 sehen wir, wie Gott die Lüge verurteilt.

(Offenbarung 22,15): “Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut.”

Im Gegensatz zu den großen “Kirchen” haben in der Gemeinde Gottes Lügner keinen Platz.

Herr Kluge bescheinigt uns auch, daß andere “Sektenmerkmale” bei uns fehlen, wie:

  • Zentrale Bedeutung des Führers
  • Vorrangige Ausrichtung auf Gelderwerb für den Leiter und die darausfolgende Ausbeutung der Mitglieder
  • Weltweites (auch wirtschaftliches) Imperium mit Tarn- und Unterorganisationen

Bei selbst oberflächlicher Kenntnis unserer Gemeinschaft müßte er auch wissen, daß folgender Satz Hassans bei uns nicht zutrifft:

“Meines Wissens findet man praktisch keine Sektenmitglieder mit Behinderungen, denn es kostet Zeit, Geld und Mühe, sich um sie zu kümmern. In destruktiven Sekten gibt es kein soziales Bewußtsein.” (S. 88)

Wir bieten Gottes Liebe jedem Menschen an, dem wir begegnen und haben auch Geschwister mit unterschiedlichen körperlichen Behinderungen unter uns und sind dankbar für deren wertvollen Beitrag zum Aufbau der Gemeinde. Wir folgen Jesus und nicht der Qumran-Gemeinschaft, die Blinde und Lahme zurückwies.

Noch einige Anmerkungen zu den von Hassan aufgezählten vier Komponenten der “Bewußtseinskontrolle”

a) Verhaltenskontrolle

“Unter Verhaltenskontrolle versteht man die Regelung der physischen Realität des Individuums … wo er lebt, wie er sich kleidet, was er ißt, wieviel Schlaf er bekommt, ebenso wie der Arbeit, Rituale und sonstigen Tätigkeiten, die er ausübt.

Diese Notwendigkeit der Verhaltenskontrolle ist der Grund, weshalb die meisten Sekten … ein sehr strenges Reglement vorschreiben.

… Über jede Stunde seines Tages muß das Mitglied Rechenschaft ablegen.

… Die Befehlskette in Sekten verläuft gewöhnlich streng hierarchisch: vom Sektenführer über seine Statthalter zu den Unterführern bis ganz nach unten ….” (S. 102-103)

Wir lehnen jegliche Vorschrift betreffend Kleidung und Essen strengstens ab, auch der Schlaf hängt vom individuellen Bedarf ab. Rituale sind unserem Wesen absolut fremd. Es gibt keine Hierarchie und deshalb auch keine “Befehlskette”.

Vieles von dem, was Hassan unter diesem Punkt anführt findet sich jedoch in den Regeln katholischer Orden. Es ist hier aber nicht der Platz, das im Detail nachzuweisen.

b) Gedankenkontrolle

“Gedankenkontrolle … beinhaltet eine so gründliche Indoktrination der Mitglieder, daß diese die Dogmatik der Gruppe verinnerlichen, ein neues Sprachsystem annehmen und Gedankenstopp-Techniken anwenden, um ihren Geist zentriert zu halten. Um ein gutes Mitglied zu sein, muß der einzelne lernen, seine eigenen Gedankenprozesse zu manipulieren.

… Alles Gute ist im Sektenoberhaupt und in der Gruppe verkörpert, alles Schlechte in der Außenwelt…

… Eine totalitäre Sekte hat typischerweise ihre eigene Sondersprache, also spezielle Wörter und Ausdrücke, die mit bestimmten, von der Dogmatik vorgegebenen Begriffsinhalten besetzt sind …

… Die wohl geläufigste und effektivste Methode, um die Gedanken der Anhänger zu kontrollieren, sind Gedankenstopp-Rituale. …

…. Die diversen Gruppen verwenden unterschiedliche Gedankenstopp-Techniken: konzentriertes Beten, lautes oder leises Chanten, Meditieren, Zungenreden, Singen oder Summen. …”  (S. 105 107)

Es stimmt, daß wir uns die Lehre der Bibel verinnerlichen, dadurch, daß wir sowohl persönlich viel in der Bibel lesen als auch in der Gemeinschaft viel darüber sprechen. Es ist wohl eine gemeinsame Überzeugung aller sich christlich nennenden Gemeinschaften, daß das Lesen der Bibel sich nur positiv auf einen Menschen auswirken kann.

Wir wollen die Bibel aber gerade mit unserem Verstand studieren, nicht aber, um den Verstand auszuschalten. Es geht nicht um blindes Wiederkäuen sondern um Durchdenken, das zu einem verantwortungsvollen Tun führt.

Es stimmt auch, daß sich die biblische Sprache auch in unserer Sprache niederschlägt. Wir wollen aber bewußt keine Sondersprache entwickeln

Das Gute sehen wir einzig und allein in Gott und in seinem Sohn Jesus Christus verkörpert. Wir wollen uns als erlöste Sünder immer mehr seiner Vollkommenheit annähern, in dem Bewußtsein, daß wir diese Vollkommenheit auf dieser Erde nie völlig erreichen werden,

Unser Gebet ist keine Gedankenstopp-Technik sondern persönliches Gespräch mit Gott. Jede Form von ritualistiertem Gebet lehnen wir ab. Die Zungenrede war eine Gabe Gottes für die erste christliche Generation. In den Gruppen, die sie heute praktizieren, ist sie vielfach eine Flucht in Gefühle.

Herr Kluge wirft uns später ja gerade das Gegenteil von der Flucht in die Gefühle vor, nämlich: Flucht in die Rationalität. Rationalität und Gedankenstopp passen nur in einem irrationalen Gedankengebäude zusammen.

Wie bekämpft Herr Kluge das Gedankenstopp-Ritual des Rosenkranzes in seiner eigenen Organisation?

c) Gefühlskontrolle

“Die Gefühlskontrolle … zielt darauf ab, das Gefühlsspektrum einer Person zu manipulieren und einzuengen. Schuld und Angst sind essentielle Werkzeuge, um Menschen unter Kontrolle zu behalten. Schuld dürfte wohl das wichtigste emotionale Druckmittel sein, um Konformität und Gehorsam zu erzeugen….

Loyalität und Hingabe sind die am meisten geschätzten Gefühle … Sie dürfen niemals einen Führer kritisieren, immer nur sich selbst.

Viele Gruppen halten die zwischenmenschlichen Beziehungen unter totaler Kontrolle …

Oftmals werden die Leute gezielt in einem inneren Ungleichgewicht gehalten: in der einen Minute gelobt, in der nächsten beschimpft …

Das Bekennen früherer Sünden oder falscher Einstellungen ist ebenfalls ein mächtiges Instrument zur Gefühlskontrolle. Natürlich wird die alte Sünde … nur selten wirklich vergessen oder vergeben …

Die wirksamste Technik zur Gefühlskontrolle ist die Erzeugung irrationaler Ängste … Die Leute werden so konditioniert, daß sie bei dem Gedanken, die Gruppe zu verlassen, eine panische Reaktion entwickeln: Schweißausbrüche, Herzrasen … Für ein indoktriniertes Mitglied ist es praktisch unmöglich, sich vorzustellen, daß es außerhalb der Gruppe sicher sein könnte…” (S. 107 – 109)

Schuld ist eine Realität im Leben aller Menschen. Wird die Schuld nicht bereinigt, führt sie zu Ängsten, einfach deswegen, da uns die Schuld von Gott und den Mitmenschen trennt und uns letztlich von uns selbst entfremdet. Deswegen ist gerade die Vergebung und die Befreiung von Schuld und Angst ein wesentlicher Punkt des Christentums. Schuld wird nicht verdrängt sondern bekannt und vergeben. In der Kraft Gottes erfahren wir die Befreiung und können mit einem guten Gewissen leben. Brüderliche Ermahnungen dienen nicht der Kontrolle sondern sind eine Hilfestellung zur Befreiung von Schuld. Wir sind verpflichtet einander zu ermahnen, egal ob der Sünder eine Woche oder zwanzig Jahre in der Gemeinde ist. Das Ziel christlicher Ermahnung ist Festigkeit und Stabilität im Guten. Lob und Tadel ergänzen einander. Erst wenn Lob und Tadel von der konkreten Lebenssituation getrennt werden, werden sie zu Mitteln psychischer Manipulation, wenn etwa Lob zur Bestärkung unethischen Handelns und Tadel zum Einreden von Schuldgefühlen dient.

Christen sind dazu zusammen, einander zu ermahnen und zu ermuntern (1. Thess 5,11). Beschimpfungen haben in der Gemeinde Gottes ohnedies nichts verloren.

Niemand kann auf Dauer nur mit dem Motiv der Angst in der Gemeinde Gottes bleiben. Nur die Liebe zu Gott ist die Motivation, die uns in der Gemeinde hält.

Gewiß gibt es in der Bibel scharfe Warnungen vor dem Abfall. Von den inspirierten Autoren dürfen wir aber annehmen, daß es ihnen nicht um das ging, was Hassan Gefühlskontrolle nennt, sondern um aufrichtige Warnung vor einer effektiven Gefahr. Deshalb warnen auch wir vor dem Abfall, aber immer in dem Bewußtsein, daß vor allem die Liebe geweckt werden muß.

d) Informationskontrolle

“In vielen totalitären Sekten haben die Mitglieder praktisch keinen Zugang zu sektenunabhängigen Zeitungen und Zeitschriften, zu Fernsehen und Radio….

Die Informationskontrolle erfaßt auch sämtliche Beziehungen. Die Mitglieder dürfen miteinander niemals über etwas sprechen, was den Führer, die Doktrin oder die Organisation kritisiert. Die Mitglieder müssen sich gegenseitig bespitzeln …Frisch Konvertierte dürfen nicht ohne Aufsicht eines älteren Mitglieds miteinander sprechen …

Informationskontrolle wird in diesen Organisationen auch dadurch erreicht, daß verschiedene Ebenen von Wahrheit geschaffen werden. Sektenideologien bestehen aus Doktrinen für die Außenwelt und Doktrinen für die Insider …” (S. 110 – 111)

In unserer Gemeinde finden wir Literatur der verschiedensten Gruppen und Organisationen. Es gibt keinerlei Beschränkungen was das Lesen von Literatur betrifft. Daß ein Christ Zeitschriften und Bücher unsittlichen Inhalts meidet, versteht sich wohl von selbst. Kritik ist nicht verboten, sondern erwünscht, nur konstruktiv soll sie sein. In unserem Gemeinschaftsleben ist ein großer Bereich für die persönliche Begegnung zwischen den Geschwistern vorgesehen, auch zwischen Geschwistern, die jung im Glauben sind.

Wir kennen nur ein und die selbe Wahrheit, die wir in der Gemeinschaft miteinander teilen und auch der Außenwelt mitteilen.

Was Informationskontrolle wirklich ist, können wir in dem schon oben angeführten Abschnitt der Regel des “hl.” Benedictus nachlesen:

“Keiner nehme sich heraus, einem anderen zu erzählen, was immer er außerhalb des Klosters gesehen oder gehört hat; denn dies richtet großen Schaden an. Wagte es aber doch einer, so verfalle er der in der Regel festgesetzten Strafe. Die gleiche Strafe treffe jenen, der sich herausnimmt, die Umfriedung des Klosters zu verlassen oder irgendwohin zu gehen oder irgend etwas, und sei es auch noch so unbedeutend, ohne Auftrag des Abtes zu tun.” (“Die Regel des hl. Benedictus”, 67. Kapitel: Die großen Ordensregeln S. 255)

Jeder Leser möge selbst beurteilen, wo hier das totalitäre System zu finden ist.

zu “Lebensweise”

“Euch aber mache der Herr reicher und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle…” (1. Thessalonicher 3,12)

“Wie lebt man in der Gruppe?”

“Ihr aber seid Christi Leib, und einzeln genommen, Glieder.” (1. Korinther 12,27)

zu “Die Gemeinde”

“… und daß die Jünger zuerst in Antiochia Christen genannt wurden.” (Apostelgeschichte 11,26)

Zu “Der Name bzw. die Selbstbezeichnung der Gruppe”

Herr Kluge gibt unseren Standpunkt fast richtig wieder. Wir sind und wollen nichts anderes sein als Christen. Auch die Bezeichnung “Wahre Christen” lehnen wir, wie bereits oben (Vorbemerkung) erwähnt, ab.

Jede spezielle Konfessionsbezeichnung ist im Widerspruch zum Willen Gottes, der nur eine Gemeinde will. Wer an der Existenz von besonderen Gemeinden festhält, zeigt, daß es ihm nicht um die Einheit geht, daß er ein Zerstörer des Tempels Gottes ist.

“Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.” (1. Korinther 3,17).

Die Bezeichnungen “katholisch”, “evangelisch”, “orthodox” für die eine Kirche sind korrekt, da es nur eine katholische (allgemeine, allumfassende), evangeliumsgemäße, rechtgläubige Gemeinde geben kann. Sobald diese Bezeichnungen aber für eine Sondergemeinschaft verwendet werden, sind sie unzutreffend – eine Sondergruppe ist nicht mehr allumfassend, evangelisch oder rechtgläubig – und drücken die Rebellion gegen Gottes Willen zur Einheit aus.

Eine “Holic-Gruppe” ist uns nicht bekannt. Ernstzunehmende, um Objektivität bemühte “Sektenbeauftragte” verwenden keine Bezeichnungen für eine von ihnen beschriebene Gruppe, die die betreffende Gemeinschaft als ihren eigenen Prinzipien widersprechend ablehnt.

zu “Wie wird geworben?”

“Denn wir treiben keinen Handel mit dem Wort Gottes wie die meisten, sondern wie aus Lauterkeit, sondern wie aus Gott reden wir vor Gott in Christus.” (2. Korinther 2,17)

Herr Kluge berichtet einige subjektive Erfahrungen, die von seiner negativen Erwartungshaltung geprägt sind. Die konkrete Gesprächsführung hängt vom konkreten Menschen ab, mit dem wir ins Gespräch treten. Das Ziel jedes missionarischen Gespräches kann nur sein, dem jeweiligen Menschen die bestmögliche Hilfe zur Nachfolge Jesu zu bieten. Da es keinen “Schema F”-Menschen gibt, kann es auch kein “Schema F”-Missionsgespräch geben. Wenn es um die Hinführung zu einer gottgemäßen Gemeinde geht, kann über Mißstände und Pseudogemeinden nicht geschwiegen werden. Es wäre lieblos, jemanden vor Verführern, die ein verfremdetes Christentum predigen, nicht zu warnen.

Es ist für uns aber kein “Genuß”, wie Herr Kluge meint, die dunklen Seiten der Kirchengeschichte zu entfalten. Es ist, im Gegenteil, sehr traurig, wenn man sehen muß, wieviel Verbrechen im Namen Jesu begangen wurden und werden.

Im Gegensatz zu Herrn Kluges Darstellung legen wir das Schwergewicht der Gesprächsführung immer auf die Erkenntnis der von Gott geoffenbarten Wahrheit, die jeder in der Bibel finden kann.

Was Luther betrifft, so haben wir es nicht nötig, uns mit ihm auf dem Niveau auseinanderzusetzen, auf dem er über seine Gegner hergezogen ist, und das auch viele seiner damaligen katholischen Gegner hatten. Die Beschäftigung mit seiner Lehre zeigt seine Gottlosigkeit zur Genüge. Wenn Herr Kluge uns vorwirft, daß wir mit Vorliebe den Leibesumfang Luthers kritisieren, so wissen die meisten von uns darüber überhaupt nicht Bescheid. Falls es stimmt, daß Luther tatsächlich “fett gestorben ist” (auch dem Autor dieses Textes war das bisher unbekannt), so weist das auf fehlende Disziplin hin, was eines Gottesmannes sicher nicht würdig ist, aber die Beurteilung eines Menschen erfolgt auf der Ebene seiner Lehre.

Wir unterscheiden auch zwischen Luther und der sich nach ihm benennenden “Kirche”, die wenigstens den Greuel der Leugnung der Willensfreiheit und der damit verbundenen Lehre der Vorherbestimmung zu Himmel oder Hölle nicht von ihm übernommen hat.

Wenn wir Christen treffen, so freuen wir uns über die neu kennengelernten Geschwister und zweifeln deren Christsein nicht an, so unvollkommen es vielleicht auch war. Wir taufen grundsätzlich nur jene Geschwister, die erst durch die Begegnung mit uns Christen wurden.

“Sünde” und “Freiheit” sind gewiß zwei wichtige Themenkreise, die in Gesprächen mit Ungläubigen immer wieder angesprochen werden. Das Wesen der Erlösung in Christus ist doch gerade die Freiheit von der Sünde.

“Jeder, der die Sünde tut, ist der Sünde Sklave.” “Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.” (Johannes 8,34.36)

Gerade weil wir in unserem Leben diese Freiheit erfahren haben, wollen wir alle anderen Menschen auch daran teilhaben lassen.

In christlichen Schriften des 1. Jahrhunderts (Didache und Barnabasbrief) finden wir die Lehre der zwei Wege entfaltet, die schon Jesus in der Bergpredigt (Mt 7,13-14) weitergegeben hat. Der Weg des Lebens und der Weg des Todes liegen vor jedem Menschen, der zur Entscheidung gerufen wird. In diesen frühchristlichen Schriften wird nicht auf irgendwelche abstrakte Wege hingewiesen, sondern auf ganz konkrete Taten, in denen sichtbar wird, auf welchem Weg jemand wandelt. Wenn wir von der Freiheit sprechen, die wir in Jesus erfahren, so ist das grundsätzlich der Weg, der in der frühchristlichen Tradition als der Weg zum Leben bezeichnet wird.

Wir wollen den Menschen nicht die übliche Konsumentenhaltung als Freiheit vorgaukeln, so wie Herr Kluge, der etwa das “Befreiende” eines Kaffeehausbesuches anklingen läßt. Wir wollen nicht zu denen gehören von denen Petrus schreibt:

“Sie versprechen ihnen Freiheit, während sie selbst Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt ist, dem ist er auch als Sklave unterworfen.” (2. Petrus 2,19)

Was wir inmitten dieser vom Konsumzwang geprägten Welt als Freiheit erfahren, beurteilt Herr Kluge als Einengung. Das ist gewiß eine Frage der Betrachtungsweise. Jeder Drogensüchtige betrachtet es zuerst als Einengung, wenn er keinen Zugang zu seinen Drogen hat. Die wahren Fesseln liegen jedoch in seinen Drogen. Für den, der noch von seinen Sünden versklavt ist, ist die Freiheit des Christen eine Einengung, weil er nur sieht, auf was er verzichten soll, nicht aber, was er gewinnt.

Bemerkenswert ist der Vorwurf, daß wir mit einem klaren Konzept in das Gespräch gehen. Jedes sinnvolle Gespräch setzt voraus, daß beide Partner Zielvorstellungen haben. Es gibt kein “Drehbuch” für ein Missionsgespräch, aber wir haben eine klare Zielvorstellung. Es geht uns ja nicht um eine belanglose Plauderei sondern um die Erkenntnis Gottes und seines Heilsweges.

Der Satz “Es wird regelrecht antrainiert, nicht auf die Argumente des anderen zu hören” ist eine Verleumdung. Falls jemand von uns wirklich gesagt haben sollte “Was die anderen sagen ist falsch, durchdenk es einfach gar nicht erst!”, dann ist das gegen die Prinzipien unserer Gemeinschaft. Wir haben keine Argumente zu fürchten. Wir können in einer offenen Argumentation nur gewinnen. Man muß gewiß auch unterscheiden zwischen Argumenten im Detail und einer Grundrichtung. Wenn z. B. Katholiken nachweisen, daß Petrus in Rom war und dort den Märtyrertod gestorben ist, so stimmen wir dem völlig zu. Aber das ist trotzdem nicht das geringste Argument für die Richtigkeit des Papsttums, da dieses weder von der Bibel noch von der Kirchengeschichte der ersten Jahrhunderte ableitbar ist.

Die Wahrheit ist zu kostbar, um den “Sport” des “Argumentesuchens” zu betreiben. Eine gemeinsame Auseinandersetzung mit Argumenten ist für uns kein Sport sondern eine Verpflichtung für wahrheitsliebende Menschen, die die Gedanken Andersdenkender nicht ignorieren wollen.

Herr Kluge kritisiert bei uns einerseits “Indoktrinierung”, andererseits das “Antworten durch Schweigen”. Was sollen wir tun, um es ihm rechtzumachen? Wie schrecklich müssen die Zustände an allen Schulen sein, an denen der Lehrer einerseits “indoktriniert” (seinen Lehrstoff vorträgt), andererseits auch die Schüler ein “bereits vorgegebenes Ergebnis” erarbeiten läßt! Herr Kluge versucht einfach immer wieder aus vereinzelten Beobachtungen ein System zu konstruieren, welches einerseits nicht existiert, andererseits auch nicht in sich schlüssig ist, um so sein Ziel, uns als “Psychosekte” zu diffamieren, mit allen Mitteln zu erreichen.

Deswegen verwendet er auch den auf “Psychosekten” zugeschnittenen Begriff des “love bombing”, der ein Widerspruch in sich ist. Liebe ist keine Waffe, mit dem man jemanden zerstören kann. Unsere Liebe ist nicht eine kurzfristige emotionelle “Betreuung” sondern eine dauerhafte Verpflichtung.

Die von Herrn Kluge erwähnten “Berichte aus Polen”, nach denen “Minderjährige gegen den Willen der Eltern in die Gruppe verbracht wurden”, sind wie folgt zu ergänzen bzw. zu korrigieren:

Es wurde noch nie jemand “in die Gruppe verbracht”. Die jugendlichen Geschwister hielten sich aus eigener Entscheidung gegen den Willen ihrer Eltern in der Gemeinde auf. Sie wurden von niemandem dazu gezwungen und waren aus freiem Willen dort. Das “Vergehen” der Schwester, die zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt wurde, bestand darin, daß sie die Jugendlichen, die aus freier Entscheidung bei uns waren, nicht gegen deren Willen zu den Eltern nach Hause geschickt hat. Ein anderes Gericht hat eine Anklage in einem ähnlichen Fall zurückgewiesen.

Die Jugendlichen wurden nach den Treffen immer nach Hause gebracht, obwohl sie zu Hause Schreckliches auszustehen hatten. Sie wurden wiederholt von den Eltern geschlagen. Die Eltern zerrissen bzw. verbrannten mehrmals vor ihren Augen die Bibel, zwangen sie, an einer katholischen Erstkommunionfeier teilzunehmen. Die Geschwister haben dann eine längere Gefangenschaft im Elternhaus erdulden müssen; drei Monate lang durften sie die Schule nicht besuchen. Sie waren zeitweise an den Beinen mit Ketten gefesselt und wurden auch mit einer Schußwaffe bedroht.

Eine spätere Klage der mißhandelten Geschwister gegen ihre Eltern wurde mit der Begründung abgelehnt, daß die Eltern nur gewisse Maßnahmen zum Schutz der Kinder unternommen hatten. Falsche Zeugenaussagen bewahrten die Eltern vor der Bestrafung.

Die Eltern sahen, daß sie durch strikte Restriktionen die Jugendlichen nicht von ihrer Überzeugung abbringen konnten. Da sie die Adresse oben angeführter Schwester kannten, zogen sie sie vor Gericht in der Hoffnung, daß die Gemeinde den Jugendlichen verböte, sich mit ihnen zu treffen, da es ja “strafbar” sei.

Die Geschwister blieben trotz der gewaltsamen Trennung von der Gemeinde ihrem Weg treu.

Der Wunsch, so viel Zeit wie möglich miteinander zu verbringen, betrifft nicht nur die “Neuen”. Wir versuchen, unsere Lebensumstände so zu planen, daß tägliche Gemeinschaft für alle (ob alt oder jung) möglich ist, nicht um “einander sicher zu sein”, sondern um die Gemeinschaft, die uns allen wichtig ist, zu erfahren. Menschen, die diesen Wunsch nicht haben, ist das allerdings verdächtig.

Es ist leicht, mit Negativschlagworten wie “Milieu-” bzw. “Informationskontolle”, “Gedankenkontrolle”, “Bewußtseinskontrolle” um sich zu werfen, vor allem, weil es leicht ist, bei entsprechender Negativerwartung positive Worte umzupolen.

Wenn ein Mann seine Frau fragt, was sie während des Tages gemacht hat, so kann das aus Liebe kommendes Interesse am Partner sein oder aber auch “Milieu- und Informationskontrolle”.

Das Briefgeheimnis wird bei uns gewahrt, und es gibt keinerlei Verbote, sich mit jemandem zu treffen, wie das bei diversen katholischen “Orden” üblich war (und ist?).

“Ob ein Mönch Briefe oder etwas anderes empfangen dürfe – Es soll dem Mönche durchaus nicht gestattet sein, von seinen Eltern oder von sonst jemand, auch nicht von einander ohne Erlaubnis des Abtes Eulogien oder sonstige kleine Geschenke zu empfangen oder zu geben.” (“Regel des Hl. Benedictus”, 54. Kapitel, in: Die großen Ordensregeln S. 240)

“Keiner nehme sich heraus, einem anderen zu erzählen, was immer er außerhalb des Klosters gesehen oder gehört hat; denn dies richtet großen Schaden an. Wagte es aber doch einer, so verfalle er der in der Regel festgesetzten Strafe. Die gleiche Strafe treffe jenen, der sich herausnimmt, die Umfriedung des Klosters zu verlassen oder irgendwohin zu gehen oder irgend etwas, und sei es noch so unbedeutend, ohne Auftrag des Abtes zu tun.” (“Regel des Hl. Benedictus”, 67. Kapitel, in: Die großen Ordensregeln S. 255)

Ein kalter Schauer jagt einem über den Rücken, wenn man Gerald Kluges Beschreibung des psychischen Zustands eines Neulings liest (Zweifel, Unsicherheit, Selbstmordgedanken, Kaltherzigkeit, Nachlassen schulischer und beruflicher Leistungen, Abmagern, unsteter Blick …). Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Es ist natürlich so, daß jede ernsthafte Entscheidung einen Menschen zu mehr Ernsthaftigkeit führt. Daß wir bei schlechten Witzen und oberflächlichem Geschwätz nicht mitlachen, kann man auch als “Verlust des Humors”, als “Verbiesterung” und “Kaltherzigkeit” interpretieren.

Psychisch labile Menschen erfahren tiefe Entscheidungen als Belastung, psychisch stabile Menschen nicht. Das ist überall so und hat nichts mit unserer Gemeinschaftsform zu tun. Man möge nur einmal in diversen Heiligenviten nachlesen, welche “Symptome” bei katholischen “Heiligen” in deren Entscheidungsphasen aufgetreten sind.

Es werden sowohl stabile als auch labile Persönlichkeiten Christen, gewiß nicht ohne innere Anstrengung. Jede Verallgemeinerung ist unredlich und von dem in Gerald Kluges Schrift allgegenwärtigen Vorurteil geprägt.

Herr Kluge wirft uns psychische Manipulation durch eine “geschickte Auswahl der Bibelstellen” vor. Natürlich überlegen wir uns, welche Bibelstellen in einer konkreten Situation hilfreich sind. Wir wollen nicht einfach nur in den Tag hinein plaudern. Da uns aber die Freiheit jedes Menschen ein starkes Anliegen ist, können wir nur auf das hinweisen, was wir für eine bestimmte Situation aus der Heiligen Schrift erkannt haben. Die Entscheidung zum Leben mit Gott muß jeder selber treffen.

Wir sind allerdings auch gewohnt, nicht nur einen Aspekt zu sehen, sondern wollen verschiedene Aussagen der Heiligen Schrift und auch andere Argumente abwägen, die unserer Meinung zu widersprechen scheinen. Herrn Kluges Vorwurf impliziert bewußtes Verschweigen einiger Aussagen der Hl. Schrift. Das widerspricht jedoch völlig unserer Einstellung der Bibel gegenüber, da wir nicht einfach unsere Überzeugung in die Bibel “hineinlesen” wollen, sondern in einer sachlichen Diskussion den in der Bibel geoffenbarten Willen Gottes erkennen wollen. Leider geben sich nur wenige Menschen die Mühe, mit uns eine derartige Diskussion zu führen.

So ist auch die Teilnahme an der Gütergemeinschaft, die, wie Herr Kluge sagt, “nicht eingefordert wird”, für ihn nur das Ergebnis eines “sozialen Gruppendrucks”. Es ist für ihn einfach unvorstellbar, daß bei uns etwas auch aus Liebe geschehen kann. Da er aber auch zugibt, daß es “keine Ausrichtung auf Gelderwerb für den Leiter und die daraus folgende Ausbeutung der Mitarbeiter” gibt, legt sich eigentlich nahe, daß wir aus Liebe miteinander teilen. Aber es kann ja wohl nicht sein, was nicht sein darf.

Wenn in katholischen Orden (wie aus oben erwähnten Beispielen sichtbar wurde) Gütergemeinschaft nur mit Zwang funktioniert, dann ist eine funktionierende Gütergemeinschaft aus Liebe heraus, noch dazu außerhalb des Schoßes der “allein selig machenden” römischen Kirche wohl per Definition unmöglich. Es funktioniert trotzdem aus Liebe, welche Motive uns andere auch immer unterstellen mögen.

Zur “äußeren Kritik, die uns zusammenschweißt”: Gewiß führt die Ablehnung durch Außenstehende auch dazu, daß wir uns noch stärker bewußt werden, welch großes Geschenk jeder Bruder ist, mit dem man alles teilen kann. Aber ein Beweis der Richtigkeit ist die Ablehnung von außen keinesfalls. Auch die Zeugen Jehovas werden oft gesellschaftlich geächtet, was aber keinerlei Beweis für die Richtigkeit ihrer Lehre ist.

Herr Kluge darf sich auch nicht darüber beschweren, daß wir uns nicht als etwas bezeichnen, was wir nicht sind. Da wir nichts anderes sind und sein wollen als Christen, können wir uns als nichts anderes ausgeben. Wir sind auch keine “Wahren Christen” oder “Neue Christen” weil es unter den Christen ja nicht verschiedene Klassen gibt. Unser Erkennungszeichen ist die Liebe und die Einheit:

“Daran werden alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.” (Johannes 13,35)

“damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.” (Johannes 17,21)

zu “Wer wird geworben?”

“Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser!” (Jesaja 55,1)

Gewiß freuen wir uns, wenn wir solche Menschen kennenlernen, die sich auch bevor sie uns kennen gelernt haben, engagiert haben, die nicht einfach nur irgendwo mitlaufen wollten, sondern gewohnt sind, zu prüfen und dem, was sie als richtig erkannt haben, auch konsequent folgen wollen. Die Entscheidung zur Nachfolge Jesu soll nicht auf der Basis von Gefühlsregungen stattfinden sondern aufgrund einer auf Argumenten basierenden rationalen Entscheidung.

Wir haben schon öfters die traurige Erfahrung machen müssen, daß jemand anfänglich voller Begeisterung war, aber dieser Gefühlsüberschwang war keine Basis für das Christsein und so gelang der Schritt in die Nachfolge nicht. Das sagt auch Jesus in Matthäus 13,20f:

“Wo aber auf das Steinige gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur ein Mensch des Augenblicks; und wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nimmt er sogleich Anstoß.”

Faszination auf den ersten Blick ist keine Basis. Wer die Wahrheit nicht wirklich sucht, wird in der Gemeinde nichts finden, was ihn auf Dauer hält. Wir können ihm keine dauerhafte Grundlage geben, da er nicht aus der Quelle des ewigen Lebens, die wir in Christus gefunden haben, trinken will.

Herr Kluge weiß, daß “die meisten Anhänger von sich berichten, daß sie in der Zeit vor dem ersten Kontakt sehr auf der Suche nach dem Sinn des Lebens waren”. Da Herr Kluge mit “den meisten Anhängern” nie auch nur ein Wort gewechselt hat, ist erstaunlich, woher er das weiß. Allerdings ist richtig, daß man suchen muß, um zu finden. Die meisten Mitglieder der Volkskirchen sind von der Wiege bis zur Bahre Mitglieder ohne je wirklich gesucht zu haben. Dieser Gemeindebegriff ist uns gewiß fern.

“Bedürfnis nach Innerlichkeit”, das Herr Kluge bei unseren interessierten Gesprächspartnern und jungen Geschwistern ortet, ist sicher kein Fehler. Es ist immer gut, wenn ein Mensch sich auf das Wesentliche konzentriert und alles gut durchdenkt, wenn er Gott die Mitte seines Lebens sein läßt. Doch besteht auch die Gefahr der Introvertiertheit, welche aber in der Herausforderung des Gemeinschaftslebens ein Gegengewicht findet. Herrn Kluges Darstellung ist aber sehr einseitig. Er kennt uns kaum und will feststellen, was für ein Menschentyp wir sind. Es gibt nicht die typische Persönlichkeitsstruktur des Christen. Wir sind unterschiedliche Menschen, introvertiert, extrovertiert, Einzelgänger, andere, die gewohnt sind, in Gesellschaft zu sein. Gott hält uns zusammen und hilft uns, uns nach seinem Bild zu formen, nicht um unsere Persönlichkeit zu verlieren, sondern zu vertiefen.

Wie “radikal” die Änderung durch das Kennenlernen der Gemeinde ist, hängt weitgehend von der Vorgeschichte des Betreffenden ab. Für manche ist das Leben in der Gemeinde nur die konsequente Fortsetzung eines bereits früher begonnen Lebens als Christ. Für andere war der Anstoß, den sie durch die Geschwister erfahren haben, die erste Begegnung mit dem Christentum und wir durften sie den Weg zum Glauben führen.

Zur “Mitgliederwerbung fast ausschließlich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen“:

Es ist nicht verwunderlich, daß sich Menschen vor allem in einem Alter, in dem sie auch sonst die Weichen für das Leben stellen, zur Nachfolge Jesu entschließen. In der Jugend ist der Mensch einfach noch flexibler. Aber mitunter geschieht auch das “Wunder”, daß sich ältere Menschen Gott zuwenden. Wir bemühen uns um jeden Menschen, unabhängig vom Lebensalter, da Gott jeden rufen will.

zu “Werbung”

“Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende ich auch euch!”
(Johannes 20,21)

Einleitend sei festgehalten, daß es uns nicht um Mitgliederwerbung für eine Gruppe geht. Es geht uns in keiner Weise um Mitgliedschaft zu einer Gruppe. Wir kennen keine Tauf- oder sonstige Mitgliedsbücher, in denen wir anonyme “Schafe” verwalten. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag, keine Verpflichtungserklärungen oder sonstiges.

Wir rufen Menschen in die Nachfolge Jesu, nicht zu einer Gruppe. Ohne die richtige geistliche Grundlage kann es keine christliche Gemeinschaft geben. Wer Jesus nachfolgt liebt seine Brüder, ohne irgend ein Papier zu unterschreiben.

 

zu “Verhältnis zu anderen Christen”

“Damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir” (Johannes 17,21)

Zu “Das Verhältnis zu anderen christlichen Gemeinden”

“Befleißigt euch, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden seid in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen und durch alle und in allen ist.” (Epheser 4,3-6)

Es gibt nur eine Gemeinde. Der Leib Christi ist nicht gespalten (vgl. 1. Kor 1,13). Es ist unbiblisch, zu meinen, daß es verschiedene christliche Gemeinden mit verschiedenen Lehren geben könne. Daher ist die Frage nach dem Verhältnis “zu anderen christlichen Gemeinden” in sich schon eine Leugnung der biblischen Lehre über die Einheit der Gemeinde.

Wenn wir im Neuen Testament das Wort “Gemeinde” im Plural finden, ist die eine Gemeinde in ihren verschiedenen Ortsgemeinden gemeint. Wie bereits eingangs (zu “Entstehung”) erwähnt, wollten wir nie eine “eigene” Gemeinde gründen und haben das auch nie getan. Hätten wir eine Gemeinschaft, die die Bezeichnung “Gemeinde Gottes” verdient, gefunden, hätten wir uns dieser Gemeinde sofort angeschlossen. Wir hätten Gott verleugnet, hätten wir das nicht getan.

Es ist nicht richtig, daß wir “allen anderen Kirchen und Glaubensgemeinschaften das Christsein (genauer müßte es heißen das Kirche-Sein) absprechen.” Wir können nur über die uns bekannten “Kirchen” sagen, daß sie nicht dem neutestamentlichen Kirchenbegriff entsprechen.

Wir wissen aber, daß es auch in den “Kirchen” Christen gibt, und etliche der Geschwister waren Christen im Rahmen von Organisationen, die vor Gott keine Gemeinden sind.

Daß die “Kirchen” in vielen Punkten von der Lehre und Praxis der ersten Gemeinden abweichen, wird auch von deren eigenen Vertretern nicht verschwiegen. Warum sollen wir sie dann Gemeinden nennen?

Was nach der Bibel nicht Kirche ist, können wir auch nicht so nennen.

In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß auch das seit Origenes vertretene Verständnis des Gleichnisses vom Unkraut des Ackers (Mt 13,24-30.36-42) zu dem Schluß führt, daß die “Kirchen” sich selbst als “Welt” verstehen. Das Gleichnis wird so verstanden, daß man in der Kirche die Sünder dulden muß, daß es in der Kirche Gute und Böse geben muß, daß letztlich die Kirche immer eine gemischte Gesellschaft (corpus mixtum bei Augustinus) ist. Jesus aber sagte: “Der Acker aber ist die Welt.” (Mt 13,38a).

Jesus ging es in diesem Gleichnis nicht um die Gemeinde. Er widersprach der jüdischen Erwartung, daß die Bösen beim baldigen Anbrechen des (oft politisch verstandenen) Reiches Gottes ausgerottet würden. In der Welt gibt es die Trennung erst am Ende der Zeit. In der Gemeinde aber schon jetzt. Wer dieses Gleichnis auf die Gemeinde bezieht, bezeichnet das, was sich heute “Kirche” und “Gemeinde” nennt als Welt. Und er hat recht damit.

Wenn Herr Kluge unsere Bezeichnungen der “Kirche” kritisiert, möge er nur daran denken, wie seine eigene Organisation auch heute noch den aus der Reformation hervorgegangenen “Kirchen” das Kirche-Sein im vollen Sinn abspricht. Im Jahr 2000 erklärte die “Kongregation für die Glaubenslehre”:

“Die kirchlichen Gemeinschaften hingegen, die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinn.” (Erklärung “Dominus Iesus” 17)

Überdies hat diese “katholische Kirche” jahrhundertelang andere, mit denen sie nun in trauter ökumenischer Mehrsamkeit zusammenarbeiten als Häretiker und Irrlehrer bezeichnet und nach Möglichkeit auch mit Gewalt verfolgt. Auf diesem Hintergrund ist auch ein Vergleich mit dem Nationalsozialismus, gewiß einem Höhepunkt menschlicher Bosheit, durchaus angebracht. Aber während das Unwesen der braunen Bestien doch nach einigen Jahren gestoppt werden konnte, hat die katholische “Kirche” durch Jahrhunderte hindurch im Namen Jesu unschuldige Menschen ermordet. Der katholische Terror war nicht so intensiv wie der nationalsozialistische, aber dauerte um ein Vielfaches länger.

Es ist in diesem Zusammenhang auch erwähnenswert daß die katholische Organisation sich wenigstens in Deutschland und Österreich des öfteren der nationalsozialistischen Regierung angebiedert hat. So haben ALLE österreichischen Bischöfe den Anschluß Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich ausdrücklich begrüßt und den (Ver-)”Führer” mit “Heil Hitler” willkommen geheißen. Einzelne kritische Geister, wie etwa Franz Jägerstätter, der nicht mit den Mördertruppen Hitlers in den Krieg ziehen wollte, wurden nicht in ihrer gottgefälligen Ablehnung des ungerechten Krieges unterstützt sondern im Gegenteil: Der Bischof versuchte ihn zur Anpassung an die Feinde Gottes zu überreden. Heute freilich gilt er als Märtyrer (weil er dem angeblich von Gott eingesetzten Hirten nicht gehorcht hat).

Zu Mt 7,1 wurde schon Stellung bezogen.