zu “Beziehungen zur Außenwelt”

“Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden!” (Römer 12,18)

Unsere Beziehungen zur Umwelt werden von unserer Beziehung zu Gott geprägt. Es gibt keine Abkapselung um der Abkapselung willen. Wir stehen im Leben, im Beruf, in der Ausbildung, wie die meisten anderen Menschen auch. Unser “Familienleben” verbringen wir natürlich vor allem mit den Geschwistern. Daß wir mit denen, die einen anderen Weg gehen wollen, weniger Gemeinschaft haben, braucht nicht zu verwundern.

Der Anspruch Jesu, der erste in unserem Leben zu sein, führt zu Konsequenzen. Manche von uns haben die Wirklichkeit dieses Wortes Jesu erfahren:

“Meint nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.” (Matthäus 10,34-36)

Natürlich wollte Jesus Frieden bringen. Doch die Ablehnung des Anspruches Jesu führt unter engsten Vertrauten zu Reaktionen, die man ihnen vorher nicht zugetraut hätte. Menschen, mit denen man bisher friedlich zusammen leben konnte, wurden zu Gewalttätern. Diese Erfahrung mußten auch manche der Geschwister machen.

Leider haben auch gerade “Sektenexperten”, die den Menschen irrationale Ängste einpflanzen, zu derart aggressiven Handlungen beigetragen, auch wenn sie selber jede Aggression ablehnen.

Es ist gewiß ein Trost, geschwisterliche Gemeinschaft zu erfahren, wenn man von der eigenen Familie Ablehnung oder sogar Gewalt erfährt.

Daß die Gefühle zu Angehörigen, die sich auf solche Weise von Christen entfremdet haben, nachlassen, ist auch kein Wunder.

Es wurden nie “massive Unterhaltsforderungen” gestellt, sondern Eltern, die nicht bereit waren, etwa für die Ausbildung ihrer Kinder aufzukommen, wurden an ihre gesetzlichen Verpflichtungen erinnert. Es gibt auch keinen Grund, warum Christen auf ihr gesetzmäßiges Erbe verzichten sollen. Oder will Herr Kluge etwa das Erbrecht von der Religionszugehörigkeit abhängig machen?

In zahlreichen Fällen, in denen sich Eltern von Christen aus ihrer Verantwortung gestohlen haben, sorgte und sorgt die Gemeinde (vor allem mit dem von den “älteren Geschwistern”, denen Herr Kluge implizit Geldgier unterstellt, verdienten Geld) für den Lebensunterhalt der von ihren Eltern fallen gelassenen Geschwister.

Als Jesus seine Jünger rief, haben sie, mit Herrn Kluges Worten ausgedrückt, “die früheren Aktivitäten abrupt beendet.” Sie waren mit Jesus zusammen und richteten “ihre Außenkontakte vor allem auf die Mission und Mitgliederwerbung” aus. Wir machen dasselbe, nur der Ausdruck “Mitgliederwerbung” trifft auf uns genauso wenig wie auf die ersten Jünger Jesu zu.

Als Jesus von seinen Verwandten gesucht wurde, “negierte er” um Herrn Kluges Worte zu verwenden, “bisherige menschliche Beziehungen völlig.”

“Und es kommen seine Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen,sandten zu ihm und riefen ihn. Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder und Schwester und Mutter.” (Markus 3,31-35)

Wir sind dort, wo unser Herr und dessen Brüder und Schwestern sind.

Herrn Kluges Aussagen zum Trotz ist und bleibt unsere Umwelt nach wie vor interessant. Wir sehen sie nur mit neuen Augen. Es stimmt, daß uns Themenfelder wie Fußball, Rockmusik, Autorennen … “schwer fallen”. Aber ist das ein Mangel? Gerade auf der Basis des Glaubens haben wir auch offene Augen und Ohren für die Vorgänge in der Welt, in der wir leben. Durch den Glauben gewinnen wir auch eine verstärkte Unabhängigkeit und sind den Modetrends und Tendenzen der Gesellschaft nicht unkritisch ausgeliefert. Den Vorwurf von Fanatismus und Intoleranz weisen wir zurück. Zum Thema Toleranz wurde schon weiter oben (zu “Weltbild”) Stellung genommen. Fanatismus, laut Dudens Herkunftswörterbuch “blinde, hemmungslose Begeisterung” ist das Gegenteil der Entschlossenheit eines Christen. Wir folgen nicht blindlings einer wirren Idee, sondern Jesus unter Einsatz auch unseres ganzen Verstandes, “brennend im Geist” (Röm 12,11) und gerade deswegen nüchtern (1. Petr 1,13).