zu “Wer wird geworben?”

“Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser!” (Jesaja 55,1)

Gewiß freuen wir uns, wenn wir solche Menschen kennenlernen, die sich auch bevor sie uns kennen gelernt haben, engagiert haben, die nicht einfach nur irgendwo mitlaufen wollten, sondern gewohnt sind, zu prüfen und dem, was sie als richtig erkannt haben, auch konsequent folgen wollen. Die Entscheidung zur Nachfolge Jesu soll nicht auf der Basis von Gefühlsregungen stattfinden sondern aufgrund einer auf Argumenten basierenden rationalen Entscheidung.

Wir haben schon öfters die traurige Erfahrung machen müssen, daß jemand anfänglich voller Begeisterung war, aber dieser Gefühlsüberschwang war keine Basis für das Christsein und so gelang der Schritt in die Nachfolge nicht. Das sagt auch Jesus in Matthäus 13,20f:

“Wo aber auf das Steinige gesät ist, dieser ist es, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; er hat aber keine Wurzel in sich, sondern ist nur ein Mensch des Augenblicks; und wenn Drangsal entsteht oder Verfolgung um des Wortes willen, nimmt er sogleich Anstoß.”

Faszination auf den ersten Blick ist keine Basis. Wer die Wahrheit nicht wirklich sucht, wird in der Gemeinde nichts finden, was ihn auf Dauer hält. Wir können ihm keine dauerhafte Grundlage geben, da er nicht aus der Quelle des ewigen Lebens, die wir in Christus gefunden haben, trinken will.

Herr Kluge weiß, daß “die meisten Anhänger von sich berichten, daß sie in der Zeit vor dem ersten Kontakt sehr auf der Suche nach dem Sinn des Lebens waren”. Da Herr Kluge mit “den meisten Anhängern” nie auch nur ein Wort gewechselt hat, ist erstaunlich, woher er das weiß. Allerdings ist richtig, daß man suchen muß, um zu finden. Die meisten Mitglieder der Volkskirchen sind von der Wiege bis zur Bahre Mitglieder ohne je wirklich gesucht zu haben. Dieser Gemeindebegriff ist uns gewiß fern.

“Bedürfnis nach Innerlichkeit”, das Herr Kluge bei unseren interessierten Gesprächspartnern und jungen Geschwistern ortet, ist sicher kein Fehler. Es ist immer gut, wenn ein Mensch sich auf das Wesentliche konzentriert und alles gut durchdenkt, wenn er Gott die Mitte seines Lebens sein läßt. Doch besteht auch die Gefahr der Introvertiertheit, welche aber in der Herausforderung des Gemeinschaftslebens ein Gegengewicht findet. Herrn Kluges Darstellung ist aber sehr einseitig. Er kennt uns kaum und will feststellen, was für ein Menschentyp wir sind. Es gibt nicht die typische Persönlichkeitsstruktur des Christen. Wir sind unterschiedliche Menschen, introvertiert, extrovertiert, Einzelgänger, andere, die gewohnt sind, in Gesellschaft zu sein. Gott hält uns zusammen und hilft uns, uns nach seinem Bild zu formen, nicht um unsere Persönlichkeit zu verlieren, sondern zu vertiefen.

Wie “radikal” die Änderung durch das Kennenlernen der Gemeinde ist, hängt weitgehend von der Vorgeschichte des Betreffenden ab. Für manche ist das Leben in der Gemeinde nur die konsequente Fortsetzung eines bereits früher begonnen Lebens als Christ. Für andere war der Anstoß, den sie durch die Geschwister erfahren haben, die erste Begegnung mit dem Christentum und wir durften sie den Weg zum Glauben führen.

Zur “Mitgliederwerbung fast ausschließlich unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen“:

Es ist nicht verwunderlich, daß sich Menschen vor allem in einem Alter, in dem sie auch sonst die Weichen für das Leben stellen, zur Nachfolge Jesu entschließen. In der Jugend ist der Mensch einfach noch flexibler. Aber mitunter geschieht auch das “Wunder”, daß sich ältere Menschen Gott zuwenden. Wir bemühen uns um jeden Menschen, unabhängig vom Lebensalter, da Gott jeden rufen will.