“Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei sein.” (Johannes 8,36)
Es ist schade, daß Herr Kluge eine derartig komplexe Materie wie das Erlösungsverständnis mit einigen sehr mißverständlichen Aussagen abhandelt.
Es ist richtig, daß wir die Satisfaktionstheorie Anselms von Canterbury (1033-1109), die das Erlösungsverständnis der Großkirchen stark beeinflußt hat, ablehnen.
Ein älteres katholisches Werk faßt dessen Theorie folgenderweise zusammen:
“Die Sünde beurteilt Anselm als eine Beleidigung Gottes, weil sie ein Raub an der Ehre Gottes sei. Diese Beleidigung, die nach ihm eine unendliche ist, fordert Wiedergutmachung, Ersatz der geraubten Ehre. Geschieht das nicht, so muß Strafe eintreten (aut satisfactio, aut poena). Der Mensch nun war wegen seiner ungleichen Stellung Gott gegenüber nicht fähig, diese Genugtuung zu leisten. Sollte er also nicht ewig zu Grunde gehen, so mußte sie von einem Gottmenschen geboten werden, der wegen seiner göttlichen Natur eine unverschuldete, unendlich sittliche Leistung zu bewirken imstande war und wegen seiner menschlichen Natur für die Stammesgenossen eintreten konnte. Diese stellvertretende Genugtuung ist dann frei von Christus geleistet, dessen ganzes Leben der Ehre Gottes geweiht war, und dessen Tod die schuldige Strafe als Sünde abbüßte. Gott nahm diese Sühnetat für uns an als ein Werk von unendlichem Werte.” (Dr. Bernhard Bartmann, Grundriß der Dogmatik, Freiburg i. B. 1923, S. 237, Hervorhebungen wie im zitierten Werk)
Diese Theorie prägte die Theologie bis ins 19., 20. Jahrhundert, ist aber in der Gegenwart “sehr umstritten” (so im Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, 3. Bd. 1995, Sp. 807). Einerseits ist die Beschreibung der Sünde als “Beleidigung” Gottes äußerst mangelhaft. Natürlich ist jede Sünde direkt gegen Gott gerichtet, aber es ist nicht so, daß wir Gott durch unsere Sünden Schaden zufügen könnten. Wir zerstören durch unsere Sünden unsere Beziehung zu Gott, aber die Veränderung liegt auf unserer Seite, nicht auf der Seite Gottes (Vgl. Jes 59,1-2: Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz, um zu retten, und sein Ohr nicht zu schwer, um zu hören; sondern eure Vergehen sind es, die eine Scheidung gemacht haben zwischen euch und eurem Gott, und eure Sünden haben sein Angesicht vor euch verhüllt, daß er nicht hört.).
Andererseits ist Gott in seiner Gnade in keiner Weise an irgendeine Genugtuung gebunden, um vergeben zu können. Die Bibel betont immer die freie Gnade Gottes, die Vergebung ohne Vorbedingung. (Ps 32,5; 51,3-6.18-19; Ps 79,9; 130,3-4; Spr 28,13; Jes 1,18; 43,25; 44,22; Mi 7,18-19; Mt 18,21-35; Lk 15,11-24; Apg 3,19; …) Wer seine Sünden bereut und bekennt, dem sind sie vergeben. Der Gott Israels und Vater Jesu darf nicht mit einer Personifizierung des Karma verwechselt werden, in dem jede schlechte Tat ihren Ausgleich durch etwas Gutes fordert.
Was ist nun aber die Bedeutung Jesu in diesem Zusammenhang? Ist Jesus nur ein Vorbild unter vielen (sicher das größte von allen, aber doch nur Vorbild)?
An zahlreichen Stellen spricht das Neue Testament von der Erlösung durch den Tod Jesu, durch sein Blut. Sein Tod wird mit einem Opfer verglichen, es ist die Rede von der Vergebung in seinem Blut. Wir stimmen diesen Aussagen zu, sie sind eindeutige Lehre der Heiligen Schrift. Die Frage ist jedoch das richtige Verständnis dieser Aussagen, das auch wir in vielen Gesprächen immer wieder vertiefen wollen.
Zur Abgrenzung von einem falschen Verständnis mögen folgende Sätze dienen.
1. Es gibt in der Heiligen Schrift keine Stelle, die zwingend zur Satisfaktionstheorie Anselms führt (schon gar nicht zu den falschen Theorien, nach denen der Tod Jesu eine Lösegeldzahlung an den Satan war).
2. Die Bibel geht in ihren Aussagen von der historischen Tatsache des Todes Jesu aus und äußert sich nicht über Alternativen dazu.
3. Aus dem NT läßt sich nicht ableiten, daß es für die Vergebung wesensmäßig notwendig war, dass Jesus sein Blut vergoß. Der Tod eines Unschuldigen als Voraussetzung für die Vergebung steht sogar im Widerspruch dazu.
z. B.: Matthäus 21:37
“Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sagte: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.”
4. Der Tod Jesu war ein Verbrechen gottloser Menschen, die ihrer Bosheit in freier Entscheidung Ausdruck verliehen haben und in keiner Weise von Gott (oder sonst jemandem) dazu gezwungen waren.
“Keiner von den Fürsten hat sie (die Weisheit Gottes) erkannt – denn wenn sie sie erkannt hätten, so würden sie wohl den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt haben” (1. Korinther 2,8)
“Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ermordet habt, indem ihr in ans Holz hängtet. Diesen hat Gott durch seine Rechte zum Führer und Heiland erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.” (Apostelgeschichte 5,29-30)
5. Die Bosheit von Judas, Kaiphas und Pilatus war zur Erlösung nicht notwendig und hat sie auch nicht gefördert.
6. Jesus kam, um Israel zur Umkehr zu rufen. Der Erfolg seiner Predigt und die sich daraus ergebende Konsequenz, daß Jesus nicht ermordet worden wäre, hätten die Erlösung nicht verhindert sondern wären der Erlösung der Menschheit nur förderlich gewesen.
“Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.” (Matthäus 23,37)
“Wenn aber ihr Fall der Reichtum der Welt ist und ihr Verlust der Reichtum der Nationen, wieviel mehr ihre Vollzahl! … Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird die Annahme anders sein als Leben aus den Toten?” (Römer 11,12.15)
Wenn die Israeliten von Anfang an Jesus gehorcht hätten, wäre die Erlösung sicher nicht verhindert worden, sondern die Hingabe Jesu hätte in einer völlig anderen Form die Menschen zu Gott geführt.
7. In Konsequenz der massiven Ablehnung durch das Volk Israel und insbesondere durch dessen Führer hat Jesus den Tod auf sich genommen und so die letzte Konsequenz seiner Liebe und Hingabe gezeigt.
8. Der biblische Ausdruck “Lösegeld” (z. B. Markus 10,45) dient dazu, den befreienden Charakter des Erlösungswerkes Jesu aufzuzeigen. Wir waren Sklaven der Sünde. Jesus hat uns von dieser Sklaverei befreit, so wie Sklaven durch ein Lösegeld freigekauft worden sind. Die Frage, an wen das Lösegeld bezahlt wurde, sprengt den Rahmen des Bildes und führt zu Aporien (Aporie: 1. Unmöglichkeit, eine philosophische Frage zu lösen. 2. Unmöglichkeit, in einer bestimmten Situation die richtige Entscheidung zu treffen oder eine passende Lösung zu finden; Ausweglosigkeit (lt. Duden) ). Beide möglichen Antworten (Gott oder Satan) stehen in klarem Widerspruch zur Botschaft der Bibel.
9. Ebenso soll die Bezeichnung des Todes Jesu als Opfer einerseits die Größe seiner Hingabe zeigen, andererseits soll dadurch (besonders im Hebräerbrief) auch auf das Ende der alttestamentlichen Opfer hingewiesen werden.
10. Auch die Verwendung des Begriffes “Blut” ist im Zusammenhang der Opferterminologie zu sehen. Weiters verbanden Juden mit dem Begriff “Blut” den Begriff “Leben”.
“Denn das Leben des Leibes ist im Blut”(3. Mose 17,11a – Übersetzung Hamp, Stenzel).
Wir sind durch Jesu Blut erlöst. Das heißt, daß Jesus sein Leben ganz für uns hingegeben hat. Nicht die Körperflüssigkeit “Blut” erlöst uns auf magische Weise sondern die Hingabe Jesu schließt uns ganz in die Liebe Gottes ein.
“… und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung.” (Hebräer 9,22)
Hier geht es NICHT um ein Prinizip, daß Gott in seiner Vergebungsfähigkeit an die Darbringung von Blut gebunden wäre. Der Autor des Hebräerbriefes beschreibt einfach die Situation, wie sie im alttestamentlichen Gesetz war, um anschließend zu zeigen, daß die Hingabe Jesu das alles übertrifft.
11. Jesus war in seinem ganzen Leben und Sterben in Gemeinschaft mit Gott und nie von Gott verlassen.
Wenn Matthäus 27,46 und Markus 15,34 das letzte Wort Jesu mit “Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!” wiedergeben, so darf dieses Wort nicht isoliert vom zitierten Psalm 22 gesehen werden, der die subjektive Erfahrung eines Menschen in seinem Leid wiedergibt, der aber trotzdem auch im Leid von Gott getragen wird. Der Psalm endet im Lob, “denn er hat nicht verachtet noch verabscheut das Elend des Elenden, noch sein Angesicht vor ihm verborgen; und als er zu ihm schrie, hörte er.” (Psalm 22,25)
12. Im christlichen Erlösungsverständnis geht es nicht darum, daß Gott versöhnt wird, sondern, daß wir mit Gott versöhnt werden.
(2. Korinther 5,20): “So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Laßt euch versöhnen mit Gott!”
13. Erlösung meint mehr als nur das Vorbild eines vollkommenen Lebens. Die Gläubigen erfahren die erneuernde und verändernde Kraft Jesu in ihrem Leben.
(2. Korinther 5,17): “Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.”
(1. Johannes 5,18): “Wir wissen, daß jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt ihn, und der Böse tastet ihn nicht an.”
14. Die Erlösung durch den Tod Jesu kann immer nur im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu gesehen werden. In der Auferstehung Jesu wird sein Sieg über Sünde und Tod sichtbar. Aus der Kraft seiner Auferstehung erfahren wir unser neues Leben mit Gott.
Diese 14 Sätze sollen die Grenzen abstecken, innerhalb derer wir das biblische Erlösungsverständnis zu ergründen haben. Wir denken nicht, daß wir schon alles ergründet haben und wir wollen noch tiefer in die Größe der Liebe Gottes eindringen, die sich in der Menschwerdung des ewigen Logos und in dessen vollkommenen Hingabe während seines ganzen Lebens bis in den Tod hinein gezeigt hat.
Eine wichtige Aussage das Erlösungswerk betreffend finden wir in Römer 8:3-4:
“Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sandte und die Sünde im Fleisch verurteilte, damit die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt wird in uns die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist wandeln.”
Gott sandte seinen Sohn, um die Sünde zu überwinden. Dadurch, daß er auf der grundsätzlich selben Ebene wie wir gegen die Sünde gekämpft hat, aber nie gesündigt hat, hat er die Sünde überwunden. In allen, die an ihn glauben, wird dieser Sieg über die Sünde wirksam. Im Wandeln nach dem Geist überwinden wir in der Kraft Jesu die Sünde und werden befähigt, unser Leben für die Brüder hinzugeben, so wie er es für uns getan hat:
“Hieran haben wir die Liebe erkannt, daß er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.” (1. Johannes 3,16)
Diese Lebenshingabe kann im Einzelfall auch heißen, daß jemand stirbt. Das ist aber nicht der Regelfall. Die Hingabe Jesu wäre im Falle der Bekehrung Israels und des dann nicht erfolgten gewaltsamen Todes nicht geringer gewesen, nur anders.
Auch einige Worte Jesu können uns helfen, das Geheimnis der Sendung Jesu zu unserer Erlösung besser zu begreifen:
“Der Geist des Herrn ruht auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden, daß sie wieder sehen, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, auszurufen ein angenehmes Jahr des Herrn.” (Lukas 4,18, ein Zitat aus Jesaja 61,1f)
“… denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.” (Lukas 19,10)
“Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe…” (Johannes 12,46)
“Da sprach Pilatus zu ihm: Also, du bist ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.” (Johannes 18,37)
Zur Ergänzung noch einige Zitate aus Werken neuerer Autoren. Diese Zitate geben nicht in allem genau unseren Standpunkt wieder, wir stimmen auch vielen anderen Ansichten dieser Autoren nicht zu. Diese Zitate sollen aber zeigen, daß Gedanken, die bei uns als sektiererisch verurteilt werden, bei anderen durchaus akzeptiert werden.
Hans Kessler, Christologie in: Handbuch der Dogmatik, Hg. von Theodor Schneider, Bd. 1, 2. Auflage, 1995
S. 411: “Das Kreuz Jesu ist eine Tat der sich gegen Gott verschließenden Menschen.
S. 412: Im Licht der Auferweckung (nur in ihm!) wird das Kreuz zum Zeichen von Gottes unbeirrbarem Heilswillen. Daher die Suche nach Schrifthinweisen, die hellenistische Aussage vom “Muß” des Leidens (Mk 8,31 par; Lk 17,25; 22,37; 24,7.26.44) und die Aussagen von der (durch Menschen erzwungenen, von Gott zugelassenen!) Dahingabe Jesu durch Gott. Sie besagen keineswegs, daß der gewaltsame Tod Jesu das von Gott (gar aus Liebe zur Welt) geplante Ziel gewesen wäre. Eine solche sadistische Vorstellung stünde im Widerspruch zum Gottesbild Jesu und des Judentums: Gott will kein einziges Menschenopfer (solche sind ihm ein Greuel: 3. Mose 18,21; 20,2-5; 5. Mose 12,31; 18,10; Jer 7,30f; 32,35; Hes 16,20f; 20,26), und er hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er von ihr umgebracht werde, sondern damit sie sich von ihm retten lasse (vgl. Joh 3,17).
Die Kreuzigung Jesu war deshalb nicht von Gott gewollt oder gar initiiert. Man darf nicht Gott zuschreiben, was allein menschliche Unrechtsgeschichte Jesus (und Gott) angetan hat. Es war nicht Gottes Wille, daß Jesus grausam getötet wurde. Aber, daß Jesus auch diesem ihm von Menschen zugefügten Tod noch mit seiner Liebe zu Gott und den Menschen füllte (und so Gott zu ihnen kommen ließ), das war durchaus Gottes Wille. Der Wille des Vaters bezog sich demzufolge nur darauf, daß der von ihm gesandte und in die Welt (mit allen Risiken) hineingegebene Sohn die heilsame Solidarität mit allen Menschen festhalte, also auch noch den sich verkrampfenden Gegnern bis ins Letzte nachgehe, um ihnen so aus ihrer Welt der Verschlossenheit und Gottferne herauszuhelfen.”
S. 414: “Doch Jesus hat den Anspruch auf die eschatologische Sammlung ganz Israels (die sich hätte fortsetzen sollen in der Sammlung der Völkerwelt) für Gottes gute Herrschaft nie aufgegeben. Seine Weigerung, sich mit ungefährlicheren Lösungen zufriedenzugeben, und sein entschiedener Wille, allen und sei es in stellvertretender Entäußerung und Einsamkeit das Heil der Gemeinschaft mit Gott und untereinander offenzuhalten, führte ihn dazu, dem drohenden gewaltsamen Tod nicht nur bewußt und gewaltlos entgegenzugehen, sondern ihn als äußersten Dienst für das Kommen der Güte Gottes (auch zu seinen Feinden) als Sterben für viele zu verstehen.”
Jacques Duquesne, Der Gott Jesu, 1998, S. 159:
“Was sein Vater wollte, war nicht, daß er stirbt, um die Sünde Adams zu tilgen, unsere Sünden. Wie hätte ein Gott, der gemäß dem Evangelium siebenundsiebzig mal sieben, d.h. immer, verzeiht, diesen Mechanismus, dieses Verfahren erfinden können, durch das er nicht nur Komplize, sondern Anstifter der Ermordung seines Sohnes werden würde, nur um seinen Zorn über die sündige Menschheit zu besänftigen? Wie hätte ein Gott, der Mose das Gesetz “Du sollst nicht töten” gebracht hatte, wünschen sollen, daß man seinen eigenen Sohn zu seiner “Genugtuung” tötet, wie es so viele Theologen gesagt haben und immer noch sagen…”
Klaus Berger, Wozu ist Jesus am Kreuz gestorben, 1998, S. 36:
“Nein, Gott brauchte die Bosheit der Römer nicht, er gebrauchte sie. Er hatte Gewalt und Blutvergießen nicht nötig, sondern er fand sie vor. Er ist nicht an den Weg der Grausamkeit gebunden, sondern er verwandelt ihn ins Gegenteil. Er dekretiert und diktiert nicht insgeheim den Mord, sondern er will Leben und Gewaltverzicht um jeden Preis. Er bindet Vergebung nicht an Gewalt, sondern antwortet auf Gewalt mit Vergebung. Er ist kein Trittbrettfahrer des Mordes an Jesus, sondern vergibt immer und allezeit in freier Gnade. Er ist kein geheimer Nutznießer der Gewalt, sondern das Kreuz fordert mehr als alles andere das Ende jeder Gewalt. … Er genießt nicht den Tod seines Sohnes, sondern überwindet ihn. Das Blut Jesu Christi besänftigt nicht seinen Zorn …”
Walter Kirchschläger, Hat Gott seinen Sohn in den Tod gegeben? in: Erlöst durch Jesus Christus, hg. von Eduard Christen und Walter Kirchschläger, Freiburg, Schweiz, 2000, S. 52-53:
“Es muß aber mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß die Sendung Jesu auch zu einer anderen Vollendung hätte kommen können. Hätte Israel sich aufgrund der Jesusbotschaft bekehrt …, wäre vermutlich aufgrund der religiösen Erneuerung des jüdischen Volkes im Sinne der Botschaft Jesu von der Königsherrschaft Gottes jene Öffnung auf alle Völker vollziehbar gewesen, von der bereits im Tempelweihegebet des Königs Salomo (vgl. 1 Kön 8,22-53) die Rede ist und die im prophetischen Bild der Völkerwallfahrt nach Jerusalem (vgl. z. B. Jes 66,18-24; Sach 2,14-17, evtl. Jes 2,2) verdeutlicht wird.”
Äußerst subjektiv ist Herrn Kluges kurze Anmerkung über unser Verständnis des Heiligen Geistes. Die nachträgliche und emotional geprägte Empfindung einer “ehemaligen Anhängerin” als Grundlage für unsere Lehre über den Hl. Geist heranzuziehen ist absolut unseriös und entspricht übelster Stimmungsmache. Wir bauen unsere Kritik an Katholiken oder Protestanten nie auf Gefühle sondern auf historisch überprüfbare Fakten und schriftlich dokumentierte Lehraussagen auf. Jede andere Methode ist für Christen nicht akzeptabel.
Das subjektive Empfinden der Geschwister ist sicher nicht das von Gerald Kluge angeführte. Nur kann man mit derartigen Empfindungen nichts beweisen oder widerlegen.
Unsere Lehre über den Heiligen Geist ist in Übereinstimmung mit den alten Glaubensbekenntnissen.
Wir durften an vielen Beispielen die befreiende Kraft des Geistes erleben, der Menschen von Sünden auf Dauer frei gemacht hat. (Joh 8,36; 2. Kor 3,17)
In Galater 5,19-23 beschreibt Paulus den Unterschied zwischen einem vom Heiligen Geist geführten Leben, das er durch die verschiedenen Aspekte der Frucht des Geistes schildert, zum Leben eines Ungläubigen, der dem Hl. Geist nicht gehorcht, dargestellt durch die Werke des Fleisches.
Leben im Geist heißt über die Sünde siegen!
(Galater 5,16): Wandelt im Geist, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht erfüllen!