„Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus“
(2. Korinther 4,5)
zu „Was lehrt die Gruppe?“
„Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre …“ (1. Timotheus 4,16)
zu „Allgemeine Einschätzung“
Uns ist bewußt, daß Herr Kluge mit einer äußerst mangelhaften Quellenlage konfrontiert war. Deswegen ist er zum Teil entschuldbar, wenn er unsere Lehre entstellt wiedergibt. Allerdings ist aus seiner Darstellung auch bemerkbar, daß er einfach das Negative suchte, daß er Dinge, die grundsätzlich positiv sind, als kritikwürdig darstellte.
Die Methode, einzelne, oft auch aus unsicherer Quelle stammende Aussagen heranzuziehen, um daraus „die Lehre der Gruppe“ abzuleiten, ist unseriös und eines Theologen nicht würdig. Wenn wir Katholiken und Protestanten nach dem beurteilen würden, was wir irgendwann aus dem Mund eines ihrer Mitglieder hören konnten, würde das Ergebnis noch viel vernichtender ausfallen als es aufgrund der offiziellen Lehrdokumente ohnedies ist. Wir legen an uns einen höheren Maßstab an als an die offiziellen „Kirchen“, erwarten uns daher auch von jedem Bruder, daß er die biblische Lehre gut kennt und auch gut wiedergeben kann. Aber es gab sicher Situationen, in denen manche Geschwister manche Lehren nur mangelhaft erklären konnten, oder auch im Detail unrichtige Gedanken geäußert haben. Häufiger aber war vermutlich der Fall, daß der Gesprächspartner etwas mißverstanden hat oder aufgrund eines Vorurteils mißverstehen wollte. Als theologisch geschulter Mensch hätte Herr Kluge quellenkritischer vorgehen sollen.
Auch wenn es für Herrn Kluge schwierig ist, ein positives Ziel bzw. eine Lehre festzustellen, so ist es doch nicht die Ablehnung der anderen, die uns motiviert, sondern:
„Aber was auch immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi Willen für Verlust gehalten; ja wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck halte, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde – indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens – um ihn und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden zu erkennen, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich irgendwie hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten. Nicht, daß ich es schon ergriffen habe oder schon vollendet bin; ich jage ihm nach, ob ich es auch ergreifen möge, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin …“ Philipper 3,7-12
Die Erkenntnis Gottes in Christus ist es, die uns motiviert zum Studium der Bibel, zum Austausch in der Gemeinschaft der Brüder. Es ist sehr traurig, daß viele, die sich Christen und Kirche nennen, sich um diese von Gott geoffenbarte Erkenntnis nicht kümmern, daß ihre Lehre und Praxis dem Neuen Testament widerspricht. Es wäre lieblos, darüber zu schweigen.
Die Pro-Haltung zu Jesus führt zu dem, was Herr Kluge uns als „Anti-Haltung gegen andere Christen und die Kirchen“ vorwirft. Es geht nicht um Kritiksucht sondern um Liebe, die den anderen zeigen will, wo sie falsch gehen. Wer die Gefahr sieht und nicht warnt, macht sich schuldig.
„Wenn ich zu dem Gottlosen spreche: Du mußt sterben! und du hast ihn nicht gewarnt und hast nicht geredet, um den Gottlosen vor seinem gottlosen Weg zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, dann wird er, der Gottlose, um seiner Schuld willen sterben, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern!“ (Hesekiel 3,18)
Leider wird aber gerade aus Herrn Kluges Schrift seine Anti-Haltung sichtbar, eine Haltung, die in alter „christlicher“ Tradition steht. Erfreulicherweise sind die Zeiten, wo die großen „Kirchen“ ihre Gegner mit Kreuzzügen, Folter, Scheiterhaufen, in milderen Fällen auch nur mit Verbannung und Enteignung verfolgt haben, nun doch schon vorbei. Aber diese mörderische Anti-Haltung hat die, die sich immer noch als die wahren Vertreter des Christentums ausgeben, über Jahrhunderte bestimmt und so dazu beigetragen, daß der Name Christi mit den größten Verbrechen verknüpft wurde.
„Denn der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert, wie geschrieben steht.“ (Römer 2,24)
Wir haben gewiß keine Anti-Haltung gegen andere Christen, sondern im Gegenteil: Wir freuen uns über jeden Bruder, den wir kennenlernen dürfen. Der Geist Gottes führt die Christen aus verschiedensten Umfeldern zusammen zur Einheit des Leibes Christi.
Wir sind keine neue Kirche. Deswegen betrachten wir es als Lob, daß „positive eigene Entwürfe kaum bekannt sind.“ Wir halten uns an die positiven Entwürfe von Jesus, Petrus, Johannes, Paulus, Barnabas (nach dem Zeugnis Tertullians der Autor des Hebräerbriefs) und Jakobus, kurz: des Neuen Testaments.
Wir schämen uns nicht, das was Menschen früherer Generationen z. B. über Trinität, Gnadenlehre, Realpräsenz im Abendmahl etc. als richtig erkannt haben, zu übernehmen und immer wieder neu zu durchdenken. Was würde uns Herr Kluge wohl vorwerfen, wenn wir tatsächlich „theologisch kreativ“ wären wie z. B. Jehovas Zeugen, die die Gottheit Jesu und damit auch die Trinität leugnen, und die in Jesus nur den Erzengel Michael sehen? Alle theologische Kreativität hat ihre Grenzen in der von Gott geoffenbarten Wahrheit. Wer diese Grenzen mißachtet wie etwa die erwähnten Zeugen Jehovas verläßt den Boden des Christentums. Egal, was man macht, Herr Kluge findet es kritikwürdig.
Herrn Kluges Feststellung eines Desinteresses an theologischen Diskussionen (woher er das wohl weiß?) verträgt sich nicht ganz mit seiner Bestätigung eines recht hohen theologischen Niveaus.
Wir stimmen mit den drei großen Glaubensbekenntnissen der alten Kirche überein (dem Apostolischen, Nicäno-Konstantinopolischen und dem Athanasischen Glaubensbekenntnis), da sie die authentische Lehre der Apostel wiedergeben, auch wenn sich die Kirche zur Zeit der Formulierung jener Bekenntnisse in vielen Punkten schon weit von den Prinzipien der Urkirche entfernt hatte.
Lehre und Leben bilden eine Einheit. Theologie ohne Streben nach Heiligung ist Blasphemie. Bloße Konzentration auf ethische Lebensführung ohne entsprechende theologische Grundlagen führt zu einem humanistischen Konzept und weg von Gott. Wir sind uns bewußt, daß Denkfaulheit letztlich auch die sittlichen Grundlagen zerstört. Wir wollen Gott auch mit all unserem Verstand (Mt 22,37) lieben, wobei das Durchdenken der Lehre nicht nur die Aufgabe einiger weniger theologischer Gebildeter ist. Jeder Christ bemüht sich, die Offenbarung Gottes so gut wie möglich zu verstehen, sicher jeder nach den ihm gegebenen Gaben und auch in Demut und voller Dankbarkeit im Bewußtsein, daß Gott es den Einfachen offenbart hat (Mt 11,25).