Beliebte Bibelstellen in der Argumentation der Gruppe
Interessanterweise schließt Herr Kluge seine “Selbstdarstellungen” mit einer Bibelstellensammlung einer Pastorin ab, die ganz offensichtlich ihre Ansichten nur aus zweiter Hand hat. Es handelt sich daher weder um eine Selbstdarstellung noch um eine Wiedergabe von direkt Gehörtem.
Hier nur ein kurzer Kommentar zu unserer angeblichen Auslegung der angeführten Bibelstellen, die natürlich auch nur eine subjektive Auswahl darstellen:
Zu 1. Johannes 1,5ff: Wir verwechseln uns nicht mit Gott. Wir wissen nur, dass der Wandel im Licht gemeinschaftsstiftend ist. Wir lassen unser Leben von Gott beleuchten und leben in Offenheit zusammen. Wir erfahren seine befreiende Liebe im Sieg über Sünde, was aber noch lange nicht heißt, dass wir vollkommen sind.
Zu Apostelgeschichte 2,37-47: Dazu wurde unter dem Artikel “Das Gemeindebild” schon Stellung genommen. Es geht uns nicht darum, “haargenauso zu leben”, sondern dem Heiligen Geist, der unter den ersten Christen ein intensives Gemeindeleben bewirkt hat, Raum zu geben, ein den heutigen Umständen entsprechendes nicht weniger intensives Gemeindeleben zu bewirken.
Zu Matthäus 9,16-17: Der Gegensatz ist nicht so stark der zwischen Alt und Neu. Wir würden es sehr begrüßen, hätten wir eine Gemeinde gefunden, die schon seit Jahrhunderten dem Willen des Herrn treu geblieben wäre. Der Gegensatz ist zwischen einer formalistischen Frömmigkeit, wie sie sich nicht nur bei den Pharisäern, sondern auch in vielen sich christlich nennenden Gruppierungen findet, und dem Neuen, das mit Jesus begonnen hat: einer lebenden Beziehung zu Gott und den Geschwistern, aus freiem Herzen mit hingebungsvoller Liebe. Dieses Neue läßt sich nicht in die Grenzen des Formalismus pressen. Der neue Wein des Evangeliums Jesu zerreißt die alten formalistischen Schläuche – ob sie nun den Pharisäern oder von Ritualen geprägten “Christen” gehören, ist hier zweitrangig.
Zu Johannes 17: Wir sind davon überzeugt, dass Jesus nicht ins Leere hinein gebetet hat und dass Gott sein Gebet um Einheit unter den Jüngern erfüllt hat und erfüllt. Gott führt die Seinen zur Einheit, auch wenn sie aus völlig unterschiedlichen Hintergründen und Glaubensrichtungen kommen. Er macht uns bereit, falsche Lehren aufzugeben und führt uns so zur Einheit. Das heißt auch bei uns nicht Konfliktfreiheit, wie es das auch bei den ersten Christen leider nicht gab. Mit Gottes Hilfe können wir diese Konflikte aber in brüderlicher Liebe bereinigen.
Rätselhaft bleibt, was die Urheberin dieser Zusammenstellung mit dem “johanneischen Wahrheitsbegriff” gemeint hat. Wir unterscheiden nicht zwischen dem Wahrheitsbegriff des Johannes und anderer Apostel. Die Aussage “Jeder Satz, wie er in der Bibel steht, ist die volle Wahrheit.” paßt eher zu einer fundamentalistisch und/oder pfingstlerisch orientierten Gruppierung als zu unserer Gemeinschaft. Ist mit dem Satz “Typisch ist die auch von anderen Sekten bekannte Meinung, dass sie sich im alleinigen Besitz der ganzen Wahrheit wähnen.” auch die römisch-katholische Organisation gemeint? Auf uns trifft er jedenfalls nicht zu.
Die Jüngerberufungen: Um Jünger zu sein, muß man alles hinter sich lassen. An diesem Anspruch Jesu kommt auch heute niemand vorbei (vgl. Lk 14,26-27). Wie dieses “Hintersichlassen” praktisch ausschaut, hing und hängt sehr stark von den konkreten Erfordernissen der jeweiligen Situation ab. Aber es ist klare Lehre der Schrift, dass sich nur der Jünger Jesu und Christ (Apg 11,26) nennen darf, dem Jesus wichtiger ist als alles andere.
Dass uns die Ablehnung der Trinitätslehre vorgeworfen wird, zeigt nur, wie oberflächlich und unreflektiert die Verfasserin dieser Zusammenstellung vorgegangen ist. Das ist in diesem Punkt sogar Herrn Kluge klar, der die Frau Pastor korrigiert. Wie schon unter dem Punkt “Allgemeine Einschätzung” festgestellt, stimmen wir mit den drei großen Glaubensbekenntnissen der alten Kirche (dem Apostolischen, Nicäno-Konstantinopolischen und dem Athanasischen Glaubensbekenntnis) und damit auch mit der Trinitätslehre überein.
Zu 5. Mose 13,1-12: Da Warnungen vor dem Abfall sich, wie im Artikel: “Einschätzung” Absatz j) erwähnt, bei allen Autoren des NT finden, ist die Argumentation aus dem AT weniger bedeutsam. Wer meint, dass man nicht von Gott abfallen könne, hat die Lehre der Bibel weit hinter sich gelassen und nimmt weder Jesus noch die Apostel ernst.
Zu Hesekiel 3,18-21: Diese Stelle weist zuerst einmal auf die besondere Sendung des Propheten Ezechiel hin. Im weiteren Sinn, können wir daraus aber auch erkennen, dass unsere Erkenntnis uns zur Verantwortung drängt – nicht nur für “bereits christlich sozialisierte Jugendliche”, sondern für alle. Siehe auch zu “Werbung”
Zu Matthäus 10,14: Wir stimmen mit Herrn Kluge darin überein, dass es sich um eine konkrete Anweisung Jesu für die Missionswanderung der von ihm ausgesandten Apostel handelt. Aber Jesus hat sich auch bei seinen Anweisungen an die Jünger etwas gedacht. Der dieser Anweisung zugrunde liegende Grundsatz der Trennung von Menschen, die das Wort Jesu zurückweisen, hat bleibende Bedeutung und wurde auch von Paulus in einer späteren Situation (Apg 13,51) befolgt und in 2. Kor 6,14ff auch sinngemäß gelehrt.
Für eine Pastorin mag es erstaunlich sein, dass eine offensichtlich wiederverheiratete Geschiedene eine Ehebrecherin ist (Mk 10,11-12 ist wohl nicht so ernst zu nehmen), für einen katholischen Priester wie Herrn Kluge müßte aber wenigstens dieser Punkt noch klar sein.
Zu Matthäus 10,34-38: Die Worte Jesu sind klar. Leider mußten Geschwister immer wieder die traurige Erfahrung machen, dass engste Angehörige mit Gewalt gegen sie vorgegangen sind. Diese Art von Trennung ist eine Folge der Ablehnung des Evangeliums, die für keinen angenehm ist, aber leider immer wieder Realität.
Zu Lukas 9.62: Der zitierten Erklärung können wir zustimmen. Wer Jesus folgt, richtet seinen Blick nach vorne und nicht nach hinten.
Zu Matthäus 7,1-6 wurde schon unter ( “Umgang mit der Bibel”, Absatz c) Stellung genommen. Vers 6 hat nichts mit Arkandisziplin zu tun, wie Herr Kluge vermutet, sondern weist nur auf die große Verantwortung hin, das Wort Gottes, das grundsätzlich jedem zugänglich ist, nicht der Lächerlichkeit und der Verachtung durch solche, die es ablehnen, preiszugeben.
Zu Matthäus 15,15-20: Diese Stelle für die “unbedingt nötige Reinhaltung der Gemeinde von Sündern” anzuführen, ist in der Tat abenteuerlich. Falls tatsächlich einmal jemand von uns so argumentiert haben sollte, hat er leider vom Sinn dieser Stelle nicht viel verstanden. Viel wahrscheinlicher ist diese Deutung aber Produkt der Phantasie der Pastorin (siehe auch unsere angebliche Ablehnung der Trinitätslehre!)
Zu Matthäus 7,13-14: Wir geben Herrn Kluge Recht, dass die Größe einer Gruppe nichts über ihre Qualität und ihren Wahrheitsgehalt aussagt. Jedem Leser dieser Stellungnahme wird wohl auch klar sein, dass wir nicht damit argumentieren. In Mt 7,13-14 weist Jesus darauf hin, dass der Weg der Menschen, die nicht auf Gott hören – leider sind das üblicherweise die meisten – ins Verderben führt.
Zu 1. Korinther 5: Siehe unsere Stellungnahme unter “Das Gemeindebild” Punkt e “Keine Sünder in der Gemeinde”. Interessant wäre, einmal Herrn Kluges Erklärung dieser Stelle kennenzulernen. Vor allem auch, wie setzt seine “Kirche” das in die Praxis um – oder auch die “Kirche” der Autorin dieser Zusammenstellung?
Zu 1. Korinther 2,15-16: Hat Paulus hier “ein gewisses Elitebewußtsein gezüchtet” und wollte er “eine gewisse Immunisierung gegen kritische Argumente von außen” erreichen? Auf dem Boden der Heiligen Schrift ist es objektiv prüfbar, ob jemand mit seinem Leben dem Geist Gottes entspricht. Wer sich aber um Gottes Wort nicht kümmert, kann einen Christen nicht beurteilen.
Zu Hebräer 5,14: Da man “geübte Sinne eben nur durch steten Gebrauch” bekommt, laden wir alle Leser dieser Stellungnahme ein, ihre Sinne zu gebrauchen, sich mit dem Neuen Testament auseinanderzusetzen und auch unsere Lehre und unser Leben an diesem Maßstab zu messen.