zu “Das einzelne Mitglied”

“Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden” (2 Kor 5,17)

Zu “Das einzelne Mitglied”

“Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat” (2. Timotheus 2,4)

Zu “Die äußere Lebensform”

Es wird uns ein radikaler Lebensstil vorgeworfen. “Radikal” kommt von “Radix”, der Wurzel. Wir wollen nicht nur ein bißchen Christentum spielen, sondern als Christen leben, von Christus her, der unsere Wurzel ist (Kol 2,7).

Wir kennen keine formalisierten Vorschriften zum Tagesablauf. Gewiß verbringen wir so viel Zeit wie möglich gemeinsam, wobei die konkrete Gestaltung der Zeit von den jeweiligen aktuellen Aufgaben abhängt. Es soll jedem ausreichend Möglichkeit gegeben werden, sich mit seinen eigenen Fähigkeiten in das Gemeinschaftsleben einzubringen.

Wir empfangen unsere Zeit, unsere Fähigkeiten, unseren Körper als Geschenk Gottes zu seiner Verherrlichung. Deswegen wollen wir all das nach seinem Willen aus Dankbarkeit nutzen.

Wir betrachten den Körper nicht als “Bruder Esel” (wie Franz von Assisi es tat), den wir einfach ausbeuten sollen, sondern als Tempel des Heiligen Geistes (1. Kor 6,19), in dem wir Gott verherrlichen sollen. Darum soll unser Körper selbstverständlich all seine Bedürfnisse erfüllt haben, sowohl was Schlaf als auch Nahrung betrifft. Da die Bedürfnisse individuell verschieden sind, kann es hier auch keine einheitliche Norm geben. Unser Wunsch, Gott zu dienen, bewahrt uns aber vor einem übermaß an Schlaf, wie wir es auch am Beispiel Jesu (z. B. Lk 6,12) und Pauli (Apg 20,31; 2. Kor 6,5) sehen.

Ganz anders hingegen geht der selig gesprochene Gründer des Opus Dei (konservativ katholische “Erneuerungs”bewegung aus dem 20. Jahrhundert) mit dem Körper um:

“… Genauso du: noch eine Viertelstunde Bußgürtel für die Seelen im Fegefeuer, noch fünf Minuten für deine Eltern, weitere fünf für deine Brüder im Apostolat … Wenn du deine Abtötung auf diese Weise machst, wie wertvoll ist sie dann!” (Josemaria Escrivá, Der Weg, 3. Auflage 1967, Nr. 899

Unser Körper ist uns nicht zur “Abtötung” gegeben, sondern zur Verherrlichung Gottes!

Gerald Kluges Vorwurf der “ungesunden Ernährung” zeigt nur die Schwäche seiner Argumentation. Einerseits weiß er wohl sehr wenig über unsere Eßgewohnheiten, andererseits haben wir keine typisch “christliche” Ernährung. Unsere Ernährung ist so verschieden wie unsere Geschmäcker. Wir treiben keinen Kult mit dem Essen, aber wir haben auch keine Speisegebote oder sonstige Vorschriften für die Ernährung.

“Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird.” (1. Timotheus 4,4)

Wenn Herr Kluge unsere Wohnungen, in denen er noch nie war, als “recht kalt” empfindet, so ist das seine subjektive Meinung. Es stimmt allerdings, daß wir unsere eigentlichen Wohnungen nicht auf dieser Erde haben, sondern bei Gott (Johannes 14,2).

“Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.” (Hebräer 13,14)

Darum streben wir es nicht an, in unseren Wohnräumen möglichst viel Zierrat anzusammeln. Gold, Silber und sonstige Schätze, wie sie in diversen religiösen Bauwerken anzutreffen sind, wird man bei uns vergeblich suchen. “Einfach und praktisch” ist die Devise. Aber es gibt keine Vorschriften (leider muß das immer wieder betont werden, da Herr Kluge hinter allem ein Gesetz sehen will).

Natürlich trennen wir uns von den Dingen, die wir nicht mehr brauchen und auch nicht mehr brauchen werden. Wir sind nicht die Museumswärter unseres alten Lebens.

Man muß wie Pilger wandeln,
frei, bloß und wahrlich leer;
viel sammeln, halten, handeln
macht unsern Gang nur schwer.
Wer will, der trag sich tot;
wir reisen abgeschieden,
mit wenigem zufrieden;
wir brauchen’s nur zur Not.
(G. Tersteegen)

Aber auch in diesem Punkt entscheidet jeder für sich selber, was er als unnötigen Ballast der Vergangenheit abgibt.

Zum Thema “Beruf”:

Wir unterscheiden zwischen unserer Berufung als Christen und dem Beruf, der zum Erwerb der lebensnotwendigen materiellen Mittel dient. Auch Paulus hat sein Geld als Zeltmacher verdient, seine Berufung war aber nur die Verkündigung des Evangeliums.

Im Beruf wollen wir unsere Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen verrichten und lehnen daher auch Verantwortung nicht von vornherein ab. Es ist aber klar, daß die Gebote Gottes auch am Arbeitsplatz gelten und unethisches Verhalten (wie etwa Lügen) am Arbeitsplatz für einen Christen genauso unmöglich ist wie in der Gemeinschaft der Geschwister.

Wir lehnen auch “kirchliche” Arbeitgeber nicht von vornherein ab. Auch andere Arbeitgeber teilen nicht unsere religiösen Anschauungen. Falls bei einem “kirchlichen” Arbeitgeber kein Zwang zu religiösen Handlungen der betreffenden Religionsgemeinschaft vorliegt und die Arbeit in sich nicht unethisch ist, ist eine Tätigkeit bei einem konfessionellen Arbeitgeber kein Problem. Das Problem lag manchmal gerade umgekehrt, nämlich darin, daß katholische Arbeitgeber keine nichtkatholischen Arbeitnehmer wollten.

Wenn eine Schwester in der Befriedigung der Wünsche menschlicher Eitelkeit als Friseuse keine sinnvolle Tätigkeit sah und sich einen anderen Beruf suchte, so war das ihre eigene Entscheidung, die von den anderen Geschwistern selbstverständlich akzeptiert wurde. Es gibt trotzdem kein Verbot, als Friseur zu arbeiten. Leider ist es nicht immer so einfach, eine Arbeit zu finden, die auch einen tieferen Sinn hat. Solange eine Tätigkeit nicht in sich unmoralisch ist, ist sie ein auch für Christen möglicher Beruf.

Auf jeden Fall abzulehnen sind aber Berufe, in denen Menschen direkt geschadet wird, wie etwa durch den Verkauf von Tabak oder Schriften unsittlichen Inhalts. Daß manche Berufe für einen Christen nicht in Frage kommen, war für Menschen früherer Zeiten ganz klar. So schlossen Kirchenordnungen aus dem 2. und 3. Jahrhundert manche Berufe von vornherein von der Zugehörigkeit zur Kirche aus.

Es ist nicht zutreffend, daß ein Christ nur “unterste” Positionen einnehmen dürfe. Auch Leitungspositionen sind von vornherein nicht auszuschließen. Ein Christ ist sich aber immer bewußt, daß der Beruf nie wichtiger sein kann als die Berufung, Jesus nachzufolgen. Dementsprechend hat das Engagement in einem Beruf auch seine Grenzen. Hätte Paulus eine Großproduktion von Zelten initiiert, hätte er vielleicht eine marktbeherrschende Stellung gewonnen. Nur wäre ihm dann für seine Berufung keine Zeit mehr geblieben.