zu “Äußere Lebensform”

“Alle Gläubiggewordenen aber waren zusammen und hatten alles gemeinsam.” (Apostelgeschichte 2,44)

In diesem Kapitel von Herrn Kluges Schrift werden mehr oder weniger bereits bekannte Vorwürfe wiederholt, was an deren Unrichtigkeit aber nichts ändert.

Das Leben in Wohngemeinschaften hat sich, wie auch schon eingangs (2.) erwähnt, vor allem auch daraus ergeben, daß viele von uns schon allein studien- oder berufsbedingt nicht an ihrem angestammten Wohnsitz wohnen. Überdies bietet dieser Lebensstil zweifellos Vorteile für das Gemeinschaftsleben. Ein einziger größerer Haushalt erfordert aufs Ganze gesehen weniger Aufwand (sowohl zeitlich als auch finanziell) als mehrere Kleinhaushalte. So können wir uns nicht nur am Abend treffen, sondern auch den Tag mit gemeinsamem Gebet beginnen.

Ebenso ist auch das Treffen mit Geschwistern aus anderen Städten und Ländern für alle befruchtend und aufbauend. Das gemeinsame Gespräch über Gottes Wort und eigene Erfahrungen hilft uns, sowohl Gott als auch einander besser kennen zu lernen. Das gemeinsame Erleben der Natur vertieft auch unsere Beziehung zum Schöpfer.

Es gibt niemanden, der andere zu gemeinsamen Spaziergängen einteilt. Wir sind mündige Menschen ohne Bevormundung “von oben”.

Wenn Herr Kluge uns vorwirft, daß wir mißbilligen, daß sich Ehepaare in der “Gruppe” abkapseln, zäumt er das Pferd von hinten auf. Wer sich aus freiem Willen der Gemeinschaft angeschlossen hat, will sich ja nicht abkapseln. Das betrifft auch gläubige Ehepaare. Vielleicht kann man das Verhältnis zwischen Gemeinde und einer Familie mit dem Verhältnis zwischen einer Groß- und einer Kleinfamilie vergleichen, wie es in früheren Jahrhunderten üblich war. Die “Kernfamilie” war in eine größere Familie mit Großeltern, Onkeln, Tanten etc. integriert. So ist auch in der Gemeinde die Familie in die Gemeinde wie in eine Großfamilie integriert. Dieses Leben verlangt natürlich eine Überwindung des Egoismus und ist nur auf der Grundlage absoluter Freiwilligkeit möglich.

Unser Kritiker bestätigt, daß “die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl untereinander sehr intensiv und von großer Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit geprägt” sind, bezweifelt aber im selben Satz, ob es “echte persönliche Beziehungen” gibt, erklärt aber nicht, wie beide Aussagen, die einander widersprechen, zu vereinbaren sind.

Was immer er unter “echten persönlichen Beziehungen” verstehen mag, dieses intensive Gemeinschaftsbewußtsein, die große Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit unter Menschen verschiedenster Herkunft und sozialer Schichten zeigt doch, daß hier Gott am Werk ist.

Über welche Gruppen, die Herr Kluge als christliche Gemeinden anerkennt, würde er solche Aussagen wagen?

Dem wiederholten Vorwurf des Abbruchs der Beziehungen zum bisherigen sozialen Umfeld entgegnen wir, daß wir zwischen Gemeinschaft im Glauben und sonstigen Beziehungen unterscheiden. 2. Kor 6,14ff spricht von der Unmöglichkeit geistlicher Gemeinschaft mit Ungläubigen, bedeutet aber nicht den Abbruch aller Beziehungen zum bisherigen sozialen Umfeld. Jeder von uns lebt in vielfältigen Beziehungen zur “Außenwelt”. Der Abbruch der Beziehungen zu Eltern und Familie wird von vornherein nicht angestrebt. Vielfach macht das intolerante Verhalten der Familie jede Beziehung unmöglich. Aber es ist klar, daß die Änderung der Prioritäten auch zu einer Schwerpunktveränderung in den Beziehungen führt. Ein grundsätzlicher Abbruch aller Beziehungen, wie er wenigstens in der Vergangenheit von manchen katholischen Orden gefordert wurde, ist nicht unser Ziel und wird abgelehnt.

Nicht die “Einschränkung der Außenkommunikation” führt zur Intensivierung der “Binnenkommunikation”, sondern das Setzen geistlicher Prioritäten, das Erleben der Gemeinschaft mit Geschwistern führt zur Einschränkung oberflächlicher “Außenbeziehungen”. Dabei bemühen wir uns, unsere bisherigen, auf einer oberflächlichen Basis gegründeten Beziehungen auf einen festen Grund zu stellen. Zwischenmenschliche Beziehungen können nur dann tief sein, wenn Gott im Mittelpunkt steht. Nur so können wir einander auch in unseren Problemen helfen.

Wir bemühen uns, wie Herr Kluge richtig anmerkt, um einen einfachen Lebensstil, er beurteilt das in der abschließenden Beurteilung auch positiv. Im Gegensatz zu manchen katholischen Bewegungen (wie z. B. Franz von Assisi) sehen wir die Armut nicht als Selbstzweck.

“Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und von dem Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben.” (1. Timotheus 6,8-10)

“Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.” (Matthäus 6,24)

“Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe durchgraben und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht durchgraben und stehlen; denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein!” (Mattäus 6,19-21)

Da unser Schatz im Himmel ist, stehen nicht die irdischen Dinge im Mittelpunkt. Wir wollen die materiellen Gaben mit Dankbarkeit in einem bescheidenen Leben nützen. Die Armut ist nicht das Lebensziel, aber neben dem großen Schatz, den Jesus uns geschenkt hat, verlieren die irdischen Güter an Bedeutung.

Wir wollen nicht irgendwelchen menschlichen Modediktaten gehorchen, sondern Gott, der uns mit den “Kleidern des Heils” bekleidet hat (Jes 61,10).

Wir verfügen über keine geheimen Geldquellen, sondern leben von unserer Arbeit. Durch die Gütergemeinschaft und den einfachen Lebensstil bleibt uns auch Geld für manche größere Anschaffungen, wie die für unsere Treffen notwendigen Kleinbusse. Wenn sich für Herrn Kluge “manche Fragen stellen”, so haben wir nichts zu verbergen. Solche Fragen sind aber eher an die katholische “Kirche” und deren Geschichte zu stellen.

Wir freuen uns über die Natur, über die Schönheiten, die Gott in seine Schöpfung hineingelegt hat. Die als “extrem lang” bezeichneten Wanderungen dauern üblicherweise etwas über drei Stunden, ausnahmsweise auch vier bis fünf Stunden (wenn es ein besonders sehenswertes Wanderziel gibt). Geschwister, denen das zu anstrengend ist, gehen eine kürzere Route. Viele von uns müssen in ihrem Beruf viel sitzen oder sind Studenten. Da tut ein körperlicher Ausgleich, der zugleich mit Gespräch und geistlichem Austausch verbunden ist, gut.

Zur Ablehnung von Festen wurde schon ausführlich Stellung genommen. Der Vergleich mit den von Formalismus geprägten Zeugen Jehovas ist unangebracht.

Der Vorwurf, daß wir unsere eigene Lebensweise als den Willen Gottes proklamieren und verlangen, daß jeder diese Form übernimmt, geht vom falschen Ansatzpunkt aus. Die Ausgangsfrage ist immer die nach dem Willen Gottes. Davon ausgehend gestalten wir unser Leben. Da wir in der Bibel aber kein 1:1 übertragbares Lebensmodell finden, haben wir für unsere konkrete Lebensgestaltung auch die Erfordernisse, die uns von unseren Lebensumständen vorgegeben sind, einzubeziehen, und den Weg zu finden, der am besten zur Auferbauung aller dient.