“… gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt im Glauben, … darin überströmend mit Danksagung.” (Kolosser 2,7)
Dieser Abschnitt von Herrn Kluges Abhandlung würde einen objektiven Autor vorausgesetzt eine intensive Beschäftigung durch zahlreiche Gespräche mit den Betroffenen erfordern. Da davon keine Rede sein kann, ist dieser Abschnitt von vornherein sehr subjektiv und spekulativ ausgefallen.
Es ist aber trotzdem interessant zu sehen, wie Herr Kluge “Verstand” und “Herz” trennt, was in biblischer Sicht doch eine Einheit darstellt. Die reduzierte Interpretation des “Herzens” auf das Gefühlsleben entspricht dem heutigen Subjektivismus, ist aber biblisch keineswegs gedeckt.
Es ist leider eine traurige Tatsache, daß sich viele Menschen in die Irrationalität flüchten. Aber Herrn Kluges Vorwurf, daß “man sich gerne in die Rationalität flüchtet” und “versucht, vor allem auf der logischen Ebene der Gedanken bzw. der Lehre zu agieren”, ist einmalig. Halten wir nun die Menschen durch “Bewußtseinskontrolle” vom Denken ab oder flüchten wir uns in die Rationalität? Dieser Widerspruch ist nur mehr auf einer irrationalen Ebene auflösbar.
Schon vor mehreren Jahren wurde uns von einer katholischen Organisation der Vorwurf gemacht, daß wir die Menschen “mit logischen Argumenten verwirren”.
Auf die selbe Ebene der Irrationalität und Unlogik hat sich auch Herr Kluge begeben. Wir werden aber nicht aufhören, Gott mit unserem Verstand zu suchen und zu lieben.
“Gott hat für intellektuelle Drückeberger genauso wenig übrig wie für alle anderen Drückeberger. Wer Christ werden will, der sei gewarnt: Er läßt sich da auf etwas ein, das den ganzen Menschen fordert, und dazu gehört auch der Verstand. Es geht vielmehr gerade andersherum. Jeder, der ehrlich versucht, ein Christ zu sein, wird bald merken, daß sein Verstand an Schärfe zunimmt.” (C.S. Lewis, Pardon ich bin Christ, 6. Auflage, 1982, S. 65)
Was unser Gefühlsleben betrifft, so führt die Liebe zu Gott und zu den Geschwistern zu einem ausgeglichenen Leben. Wir haben keine “Angst vor wahren Gefühlen”. Die Gefühle gehören zum Leben, sind aber nie das bestimmende Motiv im Leben eines Christen.
Daß der Einsatz für Gott absoluten Vorrang hat, ist für Christen der Normalfall. Sonst dürften wir uns nicht Jünger Jesu nennen. Aber es ist nicht die Angst, die uns bestimmt.
“Hierin ist die Liebe bei uns vollendet worden, daß wir Freimütigkeit haben am Tag des Gerichts, denn wie er ist, sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein. Wer sich fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe. Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.” (1. Johannes 4,17-19)
Mit dem Wort aus Lk 9,62 “Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.” wollte Jesus nicht Angst machen, sondern ermuntern, alle unsere Kräfte für das einzige bleibende Ziel einzusetzen. Das Lesen solcher Worte macht uns nicht Angst, sondern Mut.
Welche Bedeutung aber haben diese Worte in den etablierten “Kirchen”, in denen die überwiegende Mehrheit gewiß nicht in Gefahr ist, zurückzublicken, weil sie sich in ihrem Leben in keiner Weise von Ungläubigen unterscheiden und überhaupt keinen Gedanken in die Richtung haben, die Hand an den Pflug des Reiches Gottes zu legen?
Würde Herr Kluge all seine katholischen und evangelischen Geschwister dadurch charakterisieren, daß ihr Leben durch große Ernsthaftigkeit geprägt ist? Fast könnte man seinen Kommentar als Lob verstehen, da es ja gut ist, sich “ständig zu bemühen, richtig zu handeln”, aber mit der Schilderung des “Eindrucks, als würde hier wie auswendig gelernt gesprochen” kehrt er doch hintergründig wieder zum Standardvorwurf der Indoktrinierung und Manipulation zurück.
Daß “ehemalige Mitglieder” das Leben der Gemeinde kritisieren, braucht einen nicht zu wundern. Welcher ehemalige Katholik lobt seine Ex-Kirche? (Auch von zahlreichen zahlenden Mitgliedern hört man oft nichts anderes als Kritik.)
Wir akzeptieren, wenn jemand andere Ziele als Gott hat. Wir jedoch finden unser bleibendes Glück nicht in den vergänglichen Dingen.
“da wir nicht das Sichtbare anschauen, sondern das Unsichtbare; denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ewig.” (2. Korinther 4,18)
Wir empfinden das irdische Leben aber nicht als Strafe, sondern als Vorgeschmack der ewigen Herrlichkeit.