“Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist: Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.” (Hebräer 13,15)
Unser ganzes Leben ist Gottesdienst:
“Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist.” (Römer 12,1)
Deswegen wollen wir keine rituellen Handlungen durchführen, sondern Gottes Wirken in all unserem Handeln sichtbar werden lassen.
Das Heil ist uns durch Jesus geschenkt, deswegen kennen wir keine Zeichen (Sakramente), die uns das Heil vermitteln.
Jesus hat die Taufe angeordnet (Mt 28,19). Sie ist das Zeichen der Umkehr (Apg 2,38), des Todes des alten Menschen und des Beginns eines neues Lebens in Christus (Röm 6,3-11). Die magische Fehldeutung der Taufe, die die Form ohne Inhalt bereits als heilsvermittelnd betrachtet, macht es notwendig, daß wir betonen, daß nicht die Taufe das Heil vermittelt, sondern allein der Glaube, für den die Taufe ein Zeichen ist.
Wenn die Bibel manchmal nur von der Taufe spricht, wenn sie das Christwerden meint, so ist mit der äußeren Form vor allem der Inhalt gemeint.
Es gibt nur eine Taufe (Eph 4,5). Wir sind keine Wiedertäufer. Wenn ein ungläubiger “Priester”, “Pastor” etc. ein Kind ungläubiger Eltern in der Gegenwart ungläubiger Paten und sonstiger Verwandter mit Wasser begießt und die Worte Jesu aus Mt 28 zitiert, ist das keine Taufe, sondern ein leerer Ritus.
Wir lehnen es aber strikt ab, Geschwister, die schon Christen waren, zu taufen, da wir ihr bisheriges Christsein nicht in Frage stellen.
Genauso wenig wie Paulus den Apollos getauft hat (Apg 18,24-28), taufen wir die Geschwister, die wir schon als Christen kennenlernen.
Wir halten, wie Herr Kluge korrekt anmerkt, die Säuglingstaufe dann für möglich, wenn das Kind gläubige Eltern hat, die eine christliche Erziehung sicherstellen. Eine Taufe von Kindern aus einer christlichen Familie im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter schließen wir definitiv aus. In einer christlichen Familie lernt das Kind den Weg Jesu von klein auf kennen und macht im positiven Fall immer wieder Schritte in die richtige Richtung. Es gibt für ein Kind von Christen nicht die große Stunde der Bekehrung, sondern viele kleine Entscheidungen für Gott. Ein Kind von Christen ist von Anfang an in die Gemeinde der Glaubenden hineingenommen und lernt in der Gemeinde das Christentum kennen.
Die Geschichte verschiedenster Täufergruppen hat gezeigt, daß der Schritt, Kinder gläubiger Eltern erst als Jugendliche oder junge Erwachsene zu taufen ein in den ersten beiden Jahrhunderten unbekannter Brauch -, auch kein Schutz vor Verweltlichung ist. Der einzige Schutz besteht in der beständigen Sorge um die Reinheit der Gemeinde, wozu auch die Bereitschaft gehört, im negativen Fall den Unglauben der eigenen Kinder zu sehen und zu akzeptieren, daß sie nicht als Christen leben wollen.
Die Form der Taufe (Besprengen oder Untertauchen) ist nebensächlich. Wichtig ist einzig der Wille des Täuflings, Jesus nachzufolgen.
Das Herrenmahl ist die Feier unserer Erlösung. Deswegen halten wir an der urchristlichen Praxis fest, daß nur die teilnehmen dürfen, die die Erlösung angenommen haben, also alle Christen. Herrn Kluges Ausdrucksweise “nur vollkommen entschiedene Mitglieder” ist ein Unsinn. Entweder ist man Christ, oder man ist es nicht.
Wir lehnen das katholische Eucharistieverständnis (Opfercharakter und Transsubstantiation) genauso ab wie das symbolische Verständnis von Zwinglianern und zahlreichen Freikirchen. Auch die calvinistische Redeweise von der geistlichen Gegenwart ist unzureichend, da Jesus ohnehin immer geistlich gegenwärtig ist. Wir halten daran fest, daß Jesus in Brot und Wein leiblich gegenwärtig ist, ohne daß das Brot sein Wesen verwandelt.
Herrn Kluges Ortung von “Desinteresse an theologischen Fragen, die nicht Lebenspraxis oder Gemeindeaufbau berühren” zum Trotz setzen wir uns mit dem Abendmahl immer wieder auseinander und zwar intensiver als er meint. Außerdem ist es verfehlt, das Herrenmahl nur als “theologische Frage” zu behandeln. Es hat doch auch mit der Lebenspraxis zu tun.
“über den näheren Ritus ist nichts bekannt.” Wir wollen auch keinen Ritus haben. Der einzige Fixpunkt bei der Feier des Herrenmahls ist die Erinnerung an das Werk Jesu durch das Lesen der Einsetzungsworte.
Auch den angesprochenen “Ritus” des Sündenbekennens gibt es nicht. Sündenbekenntnisse können in verschiedener Form stattfinden, im Zweiergespräch und auch im größeren Kreis. Das Sündenbekenntnis ist ein klares Gebot Gottes (Jak 5,16). Gerade durch das Bekenntnis hilft Gott uns auch, von Sünden wirklich frei zu werden.
“Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und läßt, wird Erbarmen finden.” (Sprüche 28,13)
Bereits die Didache (Ende des 1. Jahrhunderts) bezeugt die Praxis des Sündenbekennens vor der Gemeinde:
“In der Versammlung sollst du deine Fehltritte bekennen, und du sollst nicht hintreten zum Gebete mit einem schlechten Gewissen. Dies ist der Weg des Lebens.” (Did 4,14)
Die katholische Praxis der Ohrenbeichte hingegen ist eine Entwicklung des Mittelalters.
Wir kennen auch keine Bevollmächtigten zur Sündenvergebung (wie bei den Katholiken den Priester). Jedem, der seine Sünden bereut und bekennt, vergibt Gott ohne besonderen menschlichen Vermittler.
Die täglichen Treffen sind für uns gewiß der Hauptpunkt des Tagesablaufs. Aber sie sind nicht unsere eigentlichen Gottesdienste. Gottesdienst ist unser ganzes Leben. Unser Verhalten am Arbeitsplatz oder in der Schule muß genauso Gottes würdig sein wie unser Zusammensein mit den Brüdern.
Unsere Treffen dienen dem Aufbau des Leibes Christi. Daher muß jedes Glied auch die Möglichkeit haben, sich einzubringen.
In allem soll Gott gelobt werden, auch in unserem Singen. Wir wollen dabei nicht die künstlerischen Erwartungen unserer Kritiker zufrieden stellen, haben daher auch keinen Chor, der sich durch künstlerisch mehr oder weniger hochwertige Aufführungen selbst verwirklichen will, sondern wir wollen gemeinsam unseren Schöpfer und Erlöser verherrlichen.
Wir beten zu Gott sowohl in Gemeinschaft als auch allein. Unser Wunsch ist es, ständig in der Gemeinschaft mit Gott zu leben, immerdar zu beten. Das Gebet kann nicht auf bestimmte Gebetszeiten reduziert werden. Gott ist ständig bei uns und im Gebet können wir unser ganzes Leben vor ihn bringen. Die persönliche Beziehung zu Gott drückt sich im persönlichen Gebet aus. Die Verleumdung, daß wir privates Gebet als Abspaltung von der Gemeinschaft mißbilligen, wird durch mehrfache Wiederholung in Gerald Kluges Abhandlung auch nicht wahr. In der neuesten Version seiner Schrift schränkt Gerald Kluge allerdings ein, daß für den Fall, daß jemand in der Schule oder am Arbeitsplatz von der Gemeinde getrennt sei, privates Gebet schon gestattet sei.
Gemeinsames und persönliches Gebet sind kein Gegensatz, sondern ergänzen einander.
Jesus kam nicht, um eine neue “bessere” Gebetsformel einzuführen. Deswegen sehen wir die Worte des “Vater Unsers” als Hinführung zu den Anliegen, die unser Gebet nach Jesu Willen bestimmen sollen. Gottes Reich, Gottes Wille soll uns über alles gehen. Nicht die exakte Wiederholung der Worte war das Anliegen Jesu, sondern er wollte uns zeigen, worum es uns in unseren Gebeten gehen soll.
Zu den Feiertagen wurde schon weiter oben (zu “Gemeindebild” c) tägliches Treffen) Stellung genommen.